Die Langstrecklerinnen waren bei den Deutschen Meisterschaften am Sonntag im Berliner Olympiastadion nicht zu beneiden. Bei hochsommerlichen Temperaturen entwickelte sich der Innenraum zum Glutofen. „Ich bin gut durchgebacken“, sagte Alina Reh nach dem schweißtreibenden 5.000-Meter-Finale. Ihr Lächeln verlor die 25 Jahre alte Laichingerin im Trikot des SCC Berlin trotzdem nicht. Das hatte auch einen guten Grund. Denn mit 15:21,11 Minuten lief sie auf der blauen Bahn des Olympiastadions zu ihrem dritten DM-Titel über diese Strecke.
Dabei zeigte die Cross-EM-Dritte ein taktisch kluges Rennen. Knapp einen Kilometer vor Schluss hatte Sara Benfares (LC Rehlingen) die Führung übernommen. Zwar musste Alina Reh zunächst eine kleine Lücke reißen lassen. Doch 500 Meter vor dem Ziel zog die Langstrecklerin den Spurt an und wieder an der Saarländerin vorbei. Den Vorsprung hielt sie bis ins Ziel. Sara Benfares lief in neuer Bestzeit von 15:22,56 Minuten zu Silber, Bronze sicherte sich über zwölfeinhalb Runden die Hannoveranerin Svenja Pingpank (16:08,11 min).
Alina Reh läuft taktsich clever zum Titel
„Ich habe auf den letzten Runden gemerkt, dass Sara auch nicht mehr ganz frisch ist. Darum habe ich mich für den langen Spurt entschieden“, erklärte Alina Reh ihre Taktik. Die Mitfavoritin Hanna Klein hatte sie schon nach etwas mehr als drei Kilometern abgeschüttelt. Die Tübingerin hatte anderthalb Stunden zuvor die 1.500 Meter für sich entschieden. Als sie nicht mehr die Kraft hatte, Alina Reh und Sara Benfares zu folgen, ging sie aus dem Rennen. Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatte schon im Vorfeld auf einen Start verzichten müssen. Die deutsche Rekordhalterin konnte aufgrund einer Covid-Infektion nicht in Berlin antreten.
Nach den Deutschen Meisterschaften ist für Alina Reh vor den Welt- und Europameisterschaften. In knapp zwei Wochen fliegt sie zur Akklimatisierung und Zeitanpassung in die USA. Am 15. Juli startet in Eugene die WM. Dort startet sie über 5.000 Meter. Einen Monat später bei den Europameisterschaften in München will sie über die längste Bahndistanz, die 10.000 Meter, starten.
Freude über nachträgliche EM-Bronzemedaille
Apropos EM: Nach der Siegerehrung auf der Tribüne über dem historischen Marathontor erhielt Alina Reh noch eine zweite Medaille – die bronzene von der EM 2018 an selber Stelle über 10.000 Meter. Ursprünglich hatte sie vor vier Jahren im Olympiastadion Platz vier belegt. Doch aufgrund eines Dopingverstoßes der vor ihr platzierten Schwedin rückte die Laichingerin auf den Bronzeplatz nach vorn. „Ich freue mich sehr, dass ich hier die Medaille von der EM erhalten habe. Schließlich ist es meine erste Bahn-Medaille bei den Frauen“, so Alina Reh. Wenn man so will, hat sich nach vier Jahren im Berliner Olympiastadion ein Kreis geschlossen.
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