Nach dem Zieleinlauf kannte der Jubel keine Grenzen mehr: Alexandra Burghardt, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper und Rebekka Haase lagen sich in den Armen und feierten Sonntagabend ihren Staffel-Triumph zusammen mit dem 35.000 Zuschauern im Münchner Olympiastadion. Mit 42,34 Sekunden hatte der schnelle „Vierer“ kurz zuvor die letzte Goldmedaille der „European Championships“ abgeräumt. Als Schlussläuferin Rebekka Haase nach 4×100 Metern als Erste den Staffelstab ins Ziel brachte, bebte das Olympiastadion und verwandelte sich in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Es war der krönende Abschluss von sieben fantastischen Leichtathletik-Tagen, die den Sport-Fans noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Gina Lückenkemper wieder fit fürs Finale

100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper (SCC Berlin) hatte nach ihrem Sturz im EM-Finale am Dienstag bereits am Freitag grünes Licht für einen Final-Start geben können. Die mit acht Stichen genähte Wunde am Bein handicapte die 25-Jährige nicht mehr. Wie bei der WM vier Wochen zuvor in Eugene stürmte die Europameisterin an Position drei durch die Kurve und brachte mit der mit Abstand schnellsten Einzelzeit auf ihrem Abschnitt (10,19 sec fliegend) die deutsche Staffel in Führung. Den Vorsprung brachte Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) souverän ins Ziel. Zuvor hatten Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) und Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) die deutsche Staffel mit schnellen Läufen in die „goldene Ausgangsposition“ gebracht.
„Ich habe alles dafür gegeben, hier mit den Mädels gemeinsam auf der Bahn zu stehen. Unser Ärzteteam hat einen hervorragenden Job gemacht, anders wäre das nicht möglich gewesen“, jubelte Gina Lückenkemper nach ihrem Gold-Double. Den Vorlauf am Freitag hatte sie noch aufgrund der Verletzung als Zuschauerin verfolgen müssen. In dem Rennen nahm Jessica-Bianca Wessolly (MTG Mannheim) ihre Position ein. Wie die vier Finalistinnen erhielt die 25-Jährige am Sonntagabend im Münchner Olympiapark die Goldmedaille. Die planmäßige Startläuferin Tatjana Pinto (TV Wattenscheid) konnte im Vorlauf und Finale nicht starten. Ihren Platz im Quartett nahm Lisa Mayer ein, die auf Position zwei lief. Alexandra Burghardt rückte dafür an den Start.
Jede Sekunde genossen
Mit der zweiten Goldmedaille nach dem Zentimeter-Krimi am Dienstagabend über 100 Meter krönte sich Gina Lückenkemper zur „Sprint-Queen“ von München. Es sind ihre zwei ersten großen internationalen Titel nach einmal EM-Silber, dreimal EM-Bronze und einmal WM-Bronze vor wenigen Wochen in Eugene mit der deutschen Staffel. „Für mich war es eine Belohnung, hier noch mal rennen zu dürfen. Ich habe es jede Sekunde genossen. Jeder unserer Schritte wurde von den Fans auf den Rängen gefeiert. Das pusht unfassbar. Ich denke, das hat man auch gespürt“, strahlte Gina Lückenkemper nach ihrem zweiten Gold-Coup.
Die weiteren Medaillen sicherte sich im Olympiastadion die polnischen Sprinterinnen mit neuem Landesrekord von 42,61 Sekunden sowie das Quartett aus Italien (42,84 sec). Die favorisierten Britinnen und die französische Staffel konnten nicht ins Rennen um die Medaillen eingreifen. Beide verpatzten schon den ersten Wechsel. Damit war der Weg zu Gold für die deutschen Sprinterinnen endgültig geebnet. Für das DLV-Quartett war es der erste EM-Titel seit 2012. Vor zehn Jahren in Helsinki hatten Leena Günther, Anne Cibis, Tatjana Pinto und Verena Sailer mit 42,67 Sekunden überraschend triumphiert.
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