
Auf der zweiten Streckenhälfte des WM-Halbfinals über 100 Meter Sonntagnacht in Eugene drehte Gina Lückenkemper (SCC Berlin) noch einmal richtig auf. Kurz vor dem Zielstrich schob sich die Deutsche Meisterin sogar noch an der stark laufenden Neuseeländerin Zoe Hobbs (11,13 sec) vorbei und lief am Ende in 11,08 Sekunden auf Platz vier. Das reichte in der Endabrechnung der drei Halbfinals zu Platz 13 von 24 Starterinnen. Für den Finaleinzug der acht besten Sprinterinnen mussten in Eugene mindestens 10,96 Sekunden gelaufen werden. Eine solch schnelle Zeit war in der WM-Geschichte noch nie nötig, um ins 100-Meter-Finale zu kommen!
„11,08 Sekunden sind nicht das, was ich mir vorgenommen habe. Es ist aber definitiv eine solide Leistung. Am Ende bin 13. geworden und habe damit eine bessere Platzierung erreicht als mein Platz in der Startliste war“, so Gina Lückenkemper, die in ihrem Halbfinale der späteren Weltmeisterin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,93 sec), Aleia Hobbs (USA; 10,95 sec) und der Britin Daryll Neita (10,97 sec) den Vortritt lassen musste. Die Drittplatzierte war in den Halbfinals die tragische Figur. Denn vor Eugene hatten 10,97 Sekunden immer für einen Platz im WM-Finale ausgereicht. Diesmal ergatterte Hallenweltmeisterin Mujinga Kambundji (Schweiz) mit 10,96 Sekunden als Vierte des zweiten Halbfinals die letzte Startberechtigung für den Endlauf.
Große Unruhe nach Fehlstart und Disqualifikation
In ihrem Halbfinale wurden Gina Lückenkempers Nerven ordentlich auf die Probe gestellt. Denn nach Fehlstart und Disqualifikation von TyNia Gaither (Bahamas) herrschte große Unruhe im Hayward Field, sodass auch der zweite Startversuch abgebrochen werden musste. Erst der dritte Versuch klappte – und ausgerechnet den erwischte Gina Lückenkemper nicht optimal. „Trotzdem hat mir das Rennen besser gefallen als der Vorlauf mit 11,09 Sekunden. Nach dem Drama kann man auch mit der Zeit zufrieden sein“, so die Vize-Europameisterin, die bei der WM fünftbeste Europäerin war.
Für die 25-Jährige ist die WM aber noch lange nicht zu Ende. Am Samstag stehen Vorlauf und Finale über 4×100 Meter auf dem Programm. „Ich bin sehr gespannt auf die Staffel. Alexandra Burghardt kommt immer besser in Schwung. Das hat der Vorlauf gezeigt. Ich denke wir können da eine gute Rolle spielen“, blickte Gina Lückenkemper schon voraus auf die nächste Ausgabe.
Gina Lückenkemper voller Vorfreude auf die Staffel
Klarer Favorit auf den WM-Titel über 4×100 Meter ist das Quartett aus Jamaika. Schließlich feierten die Karibik-Sprinterinnen im 100-Meter-Finale Sonntagnacht einen beeindruckenden Dreifachsieg, einen sogenannten Sweep. Mit Meisterschaftsrekord von 10,67 Sekunden stürmte Shelly-Ann Fraser-Pryce mit 35 Jahren zu ihrem fünften WM-Titel über 100 Meter nach 2009, 2013, 2015 und 2019.
Dahinter folgten Shericka Jackson mit Bestzeit von 10,73 Sekunden und die fünfmalige Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (10,81 sec). Neben der Staffel Jamaikas zählen die USA mit drei Läuferinnen im WM-Halbfinale und die Britinnen um Dina Asher-Smith, die im Finale als Vierte ihren Landesrekord mit 10,83 Sekunden egalisierte, sowie Daryll Neita zu den Medaillenkandidaten.
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