
Am Samstag startet Gina Lückenkemper nach Peking 2015 und London 2017 bereits bei ihrer dritten WM. Im Interview spricht die 22 Jahre alte Sprinterin vom SCC Berlin über die Besonderheiten der WM im Wüstenstaat Katar, ihre Ziele für Doha und warum in der langen Saison nicht alles so gelaufen ist wie erhofft.
Gina Lückenkemper, was packt man in den Koffer, wenn man nach Doha reist, wo Temperaturen von knapp 40 Grad herrschen, aber das Stadion auf ca. 26 Grad heruntergekühlt wird?
Tatsächlich sehr viele warme Sachen. Denn das Problem ist für mich als Sprinterin nicht die Hitze, sondern vielmehr der Wechsel zwischen den hohen Außentemperaturen und den klimatisierten Gebäuden und Bussen. Da kann es schnell zu einem Temperaturunterschied von 15 Grad und mehr kommen. Es ist eine extreme WM. Da muss ich erst einmal schauen, wie der Körper das wegsteckt.
Wie haben Sie vorgesorgt, um gesund durch die WM zu kommen? Schließlich sind Sie knapp zwei Wochen vor Ort.
Der DLV stellt uns beispielsweise reflektierende Folie, so eine Art Rettungsdecke zur Verfügung. Damit können wir uns warmhalten, wenn wir von hohen Außentemperaturen in einen klimatisierten Callroom wechseln. Ich selbst habe probiert, mein Immunsystem so gut es geht zu stärken. Beispielsweise habe ich viel Kohl gegessen oder frischen Ingwertee getrunken. Beides enthält viele Stoffe, die das Immunsystem stärken, beispielsweise viel Vitamin C.
Gina Lückenkemper: „Die letzten Einheiten liefen richtig gut“
Kommen wir zum Sportlichen: In Doha geht eine extrem lange Saison mit ihrem Saisonhöhepunkt zu Ende. Mit welchen Zielen starten Sie bei Ihrer dritten WM?
Ganz ehrlich: Ein konkretes Ziel habe ich mir nicht gesteckt. Denn meine „Akkus“ waren nach den letzten Rennen extrem leer. Man darf nicht vergessen, dass der erste Saisonhöhepunkt mit den World Relays schon Mitte Mai war. Jetzt haben wir Ende September, es war also eine verdammt lange Saison. Allerdings liefen die letzten Trainingseinheiten in Deutschland wieder deutlich besser, die Beine waren einfach frischer. Das macht Lust auf die WM! Insgesamt denke ich, dass ich bestmöglich vorbereitet in Doha starte.
Wie bewerten Sie die Situation mit der Staffel? Über 4×100 Meter führt das DLV-Quartett mit 41,67 Sekunden die Weltjahresbestenliste an.
Das ist eine schöne Momentaufnahme. Generell werden die Top-Zeiten in den Staffeln aber fast immer beim Saisonhöhepunkt erzielt. Darum sind wir keinesfalls in der Favoritenrolle. Trotzdem haben wir beim ISTAF unser Potential gezeigt, die 41,67 Sekunden haben uns Selbstvertrauen gegeben. In Doha müssen wir – wie alle anderen Länder auch – erst einmal den Stab sicher um die Bahn bringen. Wenn wir das schaffen und eine ähnliche Leistung wie beim ISTAF zeigen, können wir im Finale um eine Medaille laufen.
Welche Länder haben Sie im „Medaillenrennen“ auf der Rechnung?
Allen voran natürlich die USA, Jamaika und Großbritannien. Alle drei Länder können bestimmt unter 42 Sekunden bleiben. Dazu kommen Nationen wie die Niederlande und China.
Zwischen den 100 Metern an diesem Samstag und Sonntag und der Staffel liegt eine knappe Woche. Wie verbringen Sie die Zeit zwischen den beiden Starts?
Auf jeden Fall mit leichtem Training, nicht mit Sightseeing oder einem Einkaufsbummel. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich mit den Staffelmädels den einen oder anderen Kaffee trinken gehen oder mit ihnen oder anderen aus dem Team, die Lust darauf haben, Karten spielen. Ligretto und Uno sind in Doha mit dabei.
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