Saisonbestzeit am Ort der schnellsten 100 Meter des bisherigen Karriere: Für Sprint-Ass Gina Lückenkemper war der Auftritt beim Diamond League-Meeting am Sonntag in London ein ganz besonderer. Schließlich hatte sie bei der WM an selber Stelle vor zwei Jahren mit 10,95 Sekunden das geschafft, was 26 Jahre lang keiner Deutschen gelungen war: die 100 Meter unter elf Sekunden zu laufen. Und auch diesmal legte die 22-Jährige vom SCC Berlin auf der roten Bahn des London Stadiums, dem Olympiastadion von 2012, zwei pfeilschnelle Rennen hin. Nach Platz vier in 11,17 Sekunden im Vorlauf steigerte sich die Vize-Europameisterin im Finale auf die neue Saisonbestzeit von 11,14 Sekunden und belegte in einem Weltklassefeld auf der ungünstigen Innenbahn Rang fünf.
Ganz zufrieden war die Deutsche Meisterin trotzdem nicht. „Ich hatte speziell im Vorlauf einige technische Fehler. So war ich bei den ersten Schritten nicht aktiv genug. Auch in der Beschleunigung war noch der eine oder andere Hakler drin“, erklärte Gina Lückenkemper. Gewohnt stark hingegen: ihre zweite Streckenhälfte. Da fing die Soesterin noch einige Konkurrentinnen ab und sicherte sich wichtige Zähler für einen Startplatz beim Diamond League Finale am 6. September in Brüssel. Momentan rangiert die deutsche Top-Sprinterin im Diamond Race auf Platz sieben. Die besten acht Athletinnen qualifizieren sich für das Rennen in Brüssel. Lediglich beim Meeting in Paris am 24. August können die 100-Meter-Läuferinnen noch Punkte fürs große Finale sammeln.
Gina Lückenkemper konstant schnell
Sicher mit dabei in Brüssel ist Dina Asher-Smith. Die Lokalmatadorin und dreifache Europameisterin musste sich in London in 10,92 Sekunden nur der zweimaligen 100-Meter-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce geschlagen geben. Die Jamaikanerin setzte sich bei leichtem Rückenwind mit 10,78 Sekunden durch. Rang drei sicherte sich Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste) mit 10,98 Sekunden vor Blessing Okagbare (Nigeria; 11,04 sec). Rang acht ging an Tatjana Pinto. Die Sprinterin vom LC Paderborn hatte im Vorlauf die deutsche Jahresbestzeit auf 11,12 Sekunden gesteigert. Im Finale lief es mit 11,28 Sekunden nicht ganz so rund.
Für Gina Lückenkemper war die Diamond League in London der erneute Beweis, dass sie in der Weltklasse mitsprinten kann. Und dass sie sich eine enorme Konstanz erarbeitet hat. In 16 Tagen hat sie bei drei Meetings vier Rennen zwischen 11,14 und 11,20 Sekunden bestritten, zum Teil bei Gegenwind. „Das zeigt, dass wir viel richtig gemacht haben“, sagte der Schützling von Uli Kunst. Bis zu den Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen im Berliner Olympiastadion soll weiter an technischen Feinheiten gearbeitet werden. Denn auch zum Olympiastadion hat Gina Lückenkemper eine besondere Beziehung. Dort blieb sie 2018 bei der EM zweimal unter elf Sekunden.
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