
Die Zuschauer stehen in mehreren Reihen bis auf Bahn vier, Zelte werden Durchlaufen und ein riesiger Gong wird eingangs der letzten Runde geschlagen statt die obligatorische Glocke geläutet: Bei der „Nacht der 10.000-Meter-Bestzeiten“ der Highgate Harriers im Stadion am Parliament Hill in London wird die längste Bahndistanz ganz besonders in Szene gesetzt. Kein Wunder also, dass die Veranstaltung nach 2018 beim Sieg von Richard Ringer (LC Rehlingen) am Samstagabend erneut gleichzeitig Ausrichter des 10.000-Meter-Europacups war.
Im A-Finale der Männer zum Abschluss der Veranstaltung mit neun 10.000-Meter-Rennen mussten sich die Läufer allerdings gegen den einsetzenden Regen stemmen. Dadurch wurde im Mittelteil das Ziel der ambitionierten WM-Norm von 27:40,00 Minuten aus den Augen verloren. Das allerdings spielte Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) in die Karten. Der 23-Jährige lief bis zum Schluss mutig in der Spitzengruppe mit und belohnte sich als Zweiter mit einer starken neuen Bestzeit von 27:52,25 Minuten. Seinen alten Hausrekord steigerte der Bielefelder gleich um mehr als eine halbe Minute.
Starke 13:45 Minuten für die zweiten 5.000 Meter
„Amanal ist über sich hinausgewachsen. Das zeigt die schnelle zweite Streckenhälfte von 13:45 Minuten. Nach dem nicht so guten 10.000-Meter-Rennen in Stockholm konnte man das nicht erwarten“, fand Thomas Dreißigacker, Leitender Bundestrainer Lauf, lobende Worte für den 23-Jährigen. Um die Zeiten einzuordnen: Die zweite Streckenhälfte lief Amanal Petros nur etwa elf Sekunden langsamer als bei seiner 5.000-Meter-Bestzeit.
Das zeigt, welches Potenzial auch auf dieser Strecke noch in ihm schlummert. „Es war ein tolles Rennen mit einer großartigen Unterstützung von außen. Gleich morgen geht es für mich ins Trainingslager nach St. Moritz“, sagte der neue Westfalen-Rekordler. Die alte Bestmarke von Ex-Europameister Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) aus dem Jahr 2008 steigerte der Europacup-Zweite um zehn Sekunden.
Nur Yemaneberhan Crippa schneller als Amanal Petros
Auf der finalen Runde zog Amanal Petros sogar an Mitfavorit Yemaneberhan Crippa vorbei. Doch der Italiener hatte auf der Zielgeraden den besseren Spurt und setzte sich in 27:49,79 Minuten knapp vor dem U23-EM-Zweiten durch. Rang drei ging an Ben Connor (Großbritannien; 27:57,60 min). Mit seiner neuen Bestzeit schob sich Amanal Petros auf Platz 13 der ewigen deutschen Bestenliste.
Über eine neue Bestzeit jubelte auch Sebastian Hendel (LG Vogtland). Der 23-Jährige steigerte sich als Elfter um knapp 16 Sekunden auf 28:27,11 Minuten. Obwohl er einige Runden allein laufen musste, behielt er die Gruppe vor sich immer im Blick und konnte im letzten Renndrittel noch einige Läufer überholen. Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) lief mit 28:53,53 Minuten auf Platz 25. Im B-Lauf belegten Marathon-Spezialist Philipp Pflieger (LG Telis Finaz Regensburg; 28:54,77 min) und Samuel Fitwi (LG Vulkaneifel; 28:55,24 min) die Plätze fünf und sechs.
Beide hatten allerdings ihren Anteil daran, dass das deutsche Männer-Team in der Mannschaftswertung auf Rang drei landete. „Sie haben das Ergebnis abgesichert. Ich habe auf den dritten Platz spekuliert und es hat wunderbar geklappt“, freute sich der Bundestrainer. Die Teamwertung mit den besten drei Läufern pro Nation entschied Italien mit 1:24:25,02 Stunden vor Großbritannien (1:24:55,33 h) und Deutschland (1:25:12,89 min) für sich. Die Spanier lagen 3,2 Sekunden hinter dem DLV-Trio.
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