
Im Ziel des 5000-Meter-WM-Vorlaufs ballte Alina Reh (SSV Ulm 1846) die rechte Faust, dazu huschte ihr am Donnerstagabend im Londoner Olympiastadion ein Lächeln übers Gesicht. Zwar war der 20-Jährigen klar, dass sie das Finale als Neunte des ersten Vorlaufs wohl verpassen dürfte. Doch was viel wichtiger war: Die U23-EM-Zweite zeigte das bisher beste Rennen ihrer Karriere – und das im bisher wichtigsten Wettkampf ihrer Karriere. Mit 15:10,01 Minuten steigerte Alina Reh ihre erst knapp einen Monat alte Bestzeit um eine halbe Sekunde.
„Ich dachte zwischendurch, dass es nicht mehr mit der Bestzeit klappen würde. Dann wurde es aber schneller. Ich bin zufrieden“, sagte die 20-Jährige. In der Endabrechnung der beiden Vorläufe belegte Alina Reh Rang 17, nur zwei Plätze fehlten zum Finale. Der letzte Platz im Endlauf ging an die gebürtige Äthiopierin Kalkidan Gezahegne (Bahrain) mit 15:07,19 Minuten.
WM krönt eine grandiose Saison
Der Finaleinzug wäre das i-Tüpfelchen auf eine grandiose Saison von Alina Reh gewesen. Doch war die Konkurrenz in London gerade auf den 5000 Metern extrem stark. So schaffte auch nicht Europameisterin Yasemin Can (Türkei) den Sprung ins Finale. Das Rennen der Laichingerin entschied die Weltjahresbeste Hellen Obiri (Kenia) mit 14:56,70 Minuten zu ihren Gunsten, es folgte 10.000-Meter-Weltmeisterin Almaz Ayana (14:57,06 min).
Die Äthiopierin war einen Fünf-Kilometer-Abschnitt im 10.000-Meter-Finale von London in etwa 14:20 Minuten gelaufen. Eine absolute Weltklassezeit auf den 5000 Metern. Insgesamt blieben angeführt von Hellen Obiri gleich neun Läuferinnen unter der prestigeträchtigen 15-Minuten-Marke. Ein deutlicher Hinweis auf die Stärke der Weltkasse. Bei den letzten globalen Meisterschaften waren Vorlaufzeiten unter 15 Minuten die absolute Ausnahme.
Letzter Kilometer in 2:56 Minuten
Die Top sechs im Vorlauf von Alina Reh liefen den finalen Kilometer in unter 2:45 Minuten. Um die Zeit einzuordnen: Etwa in diesen Bereich oder wenige Sekunden schneller würde die Zweite der U23-EM kommen, wenn sie 1000 Meter im Wettkampf mit Volldampf laufen würde. Die SSV-Langstrecklerin lief den letzten Kilometer in London in 2:56,72 Minuten und damit schneller als je zuvor. Ihre Kilometer-Abschnitte lauteten: 3:06, 3:03, 3:05, 2:59 und eben knapp 2:57 Minuten.
„Heute habe ich gemerkt, dass es international noch anders abgeht. Normalerweise bin ich sehr ungeduldig und will immer nach vorn preschen. Heute hatte ich das aber gut unter Kontrolle und habe abgewartet“, sagte Alina Reh. Es war genau die richtige Taktik, wie sich am Ende der zwölfeinhalb Runden zeigte und die der Laichingerin im Ziel ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Denn was will man mehr als eine neue Bestzeit beim Saisonhöhepunkt.
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