
Letztmals war vor 15 Jahren eine Deutsche 200-Meter-Meisterin schneller: 2001 in Stuttgart hatte sich Gabi Rockmeier im Trikot der LG Olympia Dortmund mit 22,68 Sekunden durchgesetzt. In Kassel war es ebenfalls eine LGO-Athletin, die am Sonntagnachmittag bei den Deutschen Meisterschaften im Auestadion mit 22,84 Sekunden und der zweitbesten Zeit ihrer Karriere ganz oben auf dem Podest stand: Gina Lückenkemper. Das Ausnahme-Sprint-Talent war nach ihren 22,67 Sekunden von Regensburg natürlich die Favoritin. Doch die 19-Jährige wurde von einer 20-Jährigen extrem gefordert.
Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) erwischte einen tollen Start und führte lange Zeit das Rennen an, doch Gina Lückenkemper ließ nicht locker und schob sich an ihrer Staffel-Kameradin noch vorbei, die in 22,87 Sekunden Bestzeit lief. „Es war ein megakrasses Rennen. Aber ich mag es, hinten raus gefordert zu werden“, jubelte die LGO-Sprinterin nach ihrem ersten Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen, den sie im Ziel mit einem lauten Erleichterungsschrei feierte.
Denn mit dem DM-Titel im Gepäck hat die 19-Jährige den Olympia-Start auf der halben Stadionrunde so gut wie sicher. Die Deutschen Meister mit Rio-Norm werden dem DOSB mit Priorität vom DLV für die Olympischen Spiele vorgeschlagen. Nun darf sich die 19-jährige Soesterin als Teenager ihren Olympia-Traum erfüllen. „Ich fahre mit einem breiten Lächeln nach Hause und weiß, dass ich für Rio nominiert werde“, sagte Lina Lückenkemper. Vor Rio steht für die Abiturientin Mitte Juli aber noch die EM in Amsterdam an: „Dort möchte ich ins Finale laufen und zeigen, dass meine Leistung keine Eintagsfliege war.“
Schon nach dem Vorlauf strahlte Nadine Gonska übers ganze Gesicht. Die Mannheimerin war die ganze Saison der Rio-Norm von 23,20 Sekunden hinterhergehetzt. Bisher fehlte eine winzige Hundertstel – bis zum Vorlauf. Dort sprintete Nadine Gonska bei leichtem Rückenwind 23,16 Sekunden, um sich im Finale bei leichtem Gegenwind sogar auf 23,03 Sekunden zu steigern. Titelverteidigerin Rebekka Hasse (LV 90 Erzgebirge) lief mit 23,47 Sekunden vor Inna Weit (ART Düsseldorf; 23,56 sec) auf Platz vier.
Patrick Zwicker mit gutem Finish > Das 800-Meter-Finale bei den Deutschen Meisterschaften am Sonntag in Kassel entwickelte sich zu einem packenden Rennen. Rangeleien und ein enger Spurt waren am Sonntagnachmittag dabei. Und mittendrin: Patrick Zwicker. Der Mittelstreckler des LC Rehlingen war auf den finalen 150 Metern einer der schnellsten im Feld. Doch nach einer Rangelei hatte er zu viele Meter eingebüßt, um noch in den Kampf um die Medaillen eingreifen zu können. So blieb ihm mit 1:48,10 Minuten Platz fünf.
„Ich habe noch das Beste aus dem Rennen gemacht. Die Rangelei nach 550 Metern war schon heftig. Aber klar hätte ich nicht so lange innen bleiben sollen, sondern eine besser Position suchen müssen“, sagte der U20-Europameister von 2013. Über einen Check gegen den Karlsruher Christoph Kessler Mitte der zweiten Runde debattierte das Kampfgericht lange, darum verzögerte sich auch die Siegerehrung deutlich. Am Endergebnis änderte sich nichts: Nach 1:47,17 Minuten feierte der Regensburger Benedikt Huber seinen ersten DM-Titel.
Silber und Bronze wurde auf der Zielgeraden unter einem Quartett vergeben. Sören Ludolph (LG Braunschweig) – Deutscher Meister 2011 an selber Stelle – setzte sich in 1:47,80 Minuten knapp vor Marc Reuther (Wiesbadener LV; 1:47,82 min) durch. Dahinter folgten der entthronte Deutsche Meister Dennis Krüger (1. VfL Fortuna Marzahn; 1:47,92 min) und eben Patrick Zwicker (1:48,10 min). Nun wird der Rehlinger in den kommenden Wochen versuchen, noch in mindestens zwei gute Rennen bei internationalen Meetings zu kommen.
Denn dass für ihn wie für einige andere deutsche Mittelstreckler die Olympia-Norm von 1:46,00 Minuten durchaus in Reichweite ist, haben sie in Kassel bewiesen. Nur sollten diese Rennen ein wenig geordneter über die Bühne gehen als das DM-Finale. „Und ich brauche eine bessere Position als in Kassel. Denn die Form passt und die Beine sind nicht schlecht“, sagte Patrick Zwicker. Zeit ist noch bis zum 10. Juli, um sich für die Olympischen Spiele in Rio zu empfehlen.
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