Ohne Medaille im Gepäck musste das Trackteam Burg-Wächter die Heimreise von den 114. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Ulm antreten. Am Sonntag standen vier Athleten in den Finals. Doch alle hatten nicht das Glück auf ihrer Seite. Eher das Gegenteil war der Fall…
Lena Malkus > Erst weinte der Himmel, dann konnte Lena Malkus (SC Preußen Münster) ihre Tränen der Enttäuschung nicht mehr zurückhalten. Die Weitspringerin hatte sich für die Deutschen Meisterschaften am Sonntag in Ulm so viel vorgenommen. Doch dann kam alles anders. Nach einem heftigen Gewitterregen musste der Wettkampf für rund 20 Minuten unterbrochen werden. Danach kam die Studentin nicht mehr richtig in Schwung, am Brett fehlten zu viele Zentimeter. So blieb der U23-Europameisterin mit 6,40 Metern nur Rang sechs.
Die vom Regen geflüchteten Zuschauer verpassten einen wahren Gold-Krimi. Zunächst ging Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid) mit 6,66 Metern im zweiten Durchgang in Führung, diese Weite egalisierte Melanie Bauschke (LAC Olympia Berlin) im fünften Sprung und lag dank des besseren zweiten Versuchs (6,39 zu 6,38 m) in Führung. Im finalen Sprung war dieser nach 6,50 Metern in Moguenaras Händen. Doch Bauschke konterte ein zweites Mal: 6,59 Meter und der Titel. Obwohl die Berlinerin mit 6,72 Metern nur die viertbeste deutsche Weitspringerin des Jahres ist, genießt sie als Deutsche Meisterin den Vorrang bei der EM-Nominierung.
Bronze ging an Malaika Mihambo (LG Kurpfalz). Die Siegerin der Team-EM in Braunschweig kam in Ulm auf 6,60 Meter. Lena Malkus, mit 6,88 Metern die Nummer zwei in Deutschland, erwischte im sechsten Versuch noch einmal einen guten Versuch. Leider verschenkte sie am Brett satte 36 Zentimeter bei ihrem Flug auf 6,34 Meter. Die letzte Medaillenchance war vertan.
Das DM-Ergebnis hat Auswirkungen auf den weiteren Saisonverlauf. Denn ob Lena Malkus die Chance auf einen EM-Start Mitte August in Zürich hat, ist offen. Zwar sagte Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp, dass er das Quartett Malkus, Mihambo, Bauschke und Moguenara für Zürich vorschlagen wird, doch Startplätze gibt es nur drei. „Das muss der Bundesausschuss Leistungssport entscheiden“, so Knapp in Ulm. Die endgültige EM-Nominierung wurde übrigens um einen Tag auf Mittwochnachmittag verschoben.
Fest steht: Die Deutsche Meisterin hat den Nominierungsvorrang. Danach spielt die beste Saisonleistung die entscheidende Rolle. Damit hat Malaika Mihambo mit 6,90 Metern ihr Ticket :auch sicher. Bleibt der dritte Startplatz. Mit 6,88 Metern liegt Malkus da sechs Zentimeter vor Moguenara und ist eine bekannt gute Meisterschaftsspringerin, wie drei Titel und eine Silbermedaille in den vergangenen vier Jahren zeigen. Andererseits hatte die Wattenscheiderin bei den Deutschen Meisterschaften die Nase vorn. Keine leichte Aufgabe für die DLV-Funktionäre. Der letzte Akt des Weitsprung-Dramas folgt am Mittwoch – dann hoffentlich mit Freudentränen.
Patrick Zwicker > Bis rund zehn Meter vor dem Ziel lag Patrick Zwicker bei der DM in Ulm auf Medaillenkurs. Doch dann wurde der Rehlinger im 800-Meter-Finale am Sonntag von einem spurtstarken Duo noch auf Platz vier verwiesen. In 1:49,60 Minuten fehlten dem U20-Europameister drei Zehntel zum Podest. „Das Rennen war unheimlich intensiv. Ich war auf Bahn eins ziemlich eingekeilt und musste mich erst einmal befreien. Das hat viele Körner gekostet“, sagte Zwicker. Körner, die im Spurt fehlten.
Im einsetzenden Regen setzte sich Favorit Dennis Krüger (Fortuna Marzahn) vor 15.000 Zuschauern im Donaustadion sofort an die Spitze und gab diese Position bis zum Rennende nicht mehr ab. „Ich konnte meine Stärken ausspielen“, freute sich der 21-Jährige. Die Siegerzeit von 1:48,91 Minuten spielte bei diesem taktischen Rennen keine Rolle. Am Ende setzte sich der Berliner überlegen durch, hatte aber Glück, nicht gestürzt zu sein: „Ich wurde ordentlich beim Reinziehen von hinten erwischt. Da konnte ich mich gerade noch halten.“
Die weitere Besetzung der Medaillenränge war hingegen eine Überraschung. Denis Bäuerle (LG Filder; 1:49,28 min) und Jan Riedel (Dresdner SC; 1:49,30 min) hatten sich ihre Kräfte am besten eingeteilt und starteten auf der Zielgeraden zur Aufholjagd, deren „Opfer“ ausgerechnet Patrick Zwicker wurde. Der nahm es aber nicht als den sprichwörtlich „undankbaren“ Platz: „Ich habe mich schon besser als im Vorlauf gefühlt. Vor dem habe ich in der Nacht keine Sekunde geschlafen. So war ich schon dankbar für die Bewährungschance im Finale.“ Die hatten Robin Schembera (TSV Bayer Leverkusen) und Sören Ludolph (LG Braunschweig) nicht. Die beiden hatten alle DM-Titel seit 2008 gewonnen, verzichteten aber kurzfristig auf einen Start im Vorlauf.
Maya Rehberg > Ein aufgeschlagenes, blaues Knie nahm Maya Rehberg (SC Rönnau) als Andenken von den Deutschen Meisterschaften in Ulm mit nach Hause. Die Hindernisläuferin machte am Sonntag gleich am zweiten Balken unliebsame und schmerzhafte Bekanntschaft mit dem rechteckigen Holzstück. „Danach habe ich mich nicht mehr richtig getraut, voll auf die Hindernisse zuzulaufen“, gestand die 20-Jährige. So verlor sie an jedem der fünf Hindernisse pro Runde wertvollen Boden auf die Konkurrenz. Am Ende musste sich die DM-Zweites des Vorjahrs mit 10:14,05 Minuten und Platz fünf begnügen.
Diese Leistung entspricht nicht Rehbergs wahrem Potenzial. „Meine Trainingsergebnisse haben eigentlich auf eine Zeit von klar unter zehn Minuten hingedeutet“, sagte Rehberg. Zuletzt hatte sie sich in Schweden auf die Deutschen Meisterschaften vorbereitet und dort „richtig gute Einheiten absolviert“. Nach der langen Wettkampfsaison in den USA geht Rehberg nun in eine verdiente Pause. In rund zwei Wochen beginnt dann der Aufbau für die Herbstsaison. Erster Höhepunkt sind die Deutschen 10-Kilometer-Meisterschaften Mitte September. Kurz danach beginnt die Hindernisspezialistin dann mit dem Studium der Geophysik in Kiel. Bis dahin wird auch das lädierte Knie von Ulm nur noch Schnee von gestern sein.
Vorn kämpften Antje Möldner-Schmidt (LC Cottbus) und Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) um den Titel. Und – mal wieder – hatte die Cottbuserin das bessere Ende für sich. In 9:39,09 Minuten hielt sie die Frankfurterin um sieben Hundertstel in Schach – wie bisher immer in der Hinderniskarriere der beiden. „Klar hätte ich gern gewonnen. Dafür macht man ja den Sport. Aber ich glaube, dass wir beide bei der EM deutlich schneller laufen können“, sagte die Frankfurterin. Bronze ging an Rückkehrerin Jana Sussmann. Die Hamburgerin lief 9:47,70 Minuten
Benedikt Stienen > Die langen Kerls mussten lange auf ihren Auftritt im Donaustadion warten. Ein veritabler Gewitterregen hatte Laufbahn wie Wurfring bei der DM in Ulm am Sonntagnachmittag mehrere Zentimeter tief unter Wasser gesetzt. Als es wieder besser wurde, griffen die Diskuswerfer zu ihren Arbeitsgeräten. Doch Benedikt Stienen (TSV Bayer 04 Leverkusen) kam mit den schwierigen Bedingungen nicht gut zurecht. Am Ende erreicht er aber immerhin den Endkampf der besten acht Werfer und landete mit 55,64 Metern exakt auf diesem Rang.
Dabei hatte sich der Leverkusener Zwei-Meter-Mann deutlich mehr vorgenommen. Bei den Bedingungen war eine neue Bestweite jedoch außer Reichweite. „Mir hat einfach das Gefühl gefehlt. Schon das Einwerfen ging ja im Dauerregen über die Bühne. In solchen Situationen fehlt mir als jüngsten Werfer des Finals einfach die Erfahrung“, sagte Stienen. Besonders ärgerlich: Fast zwei Tage lang waren die Bedingungen für weite Diskuswürfe in Ulm mit Wind von vorn optimal. Nun plant Stienen noch möglichst viele Wettkampfstarts. Schließlich sei die Form ja da.
Als es wieder einigermaßen trocken war, setzte sich Favorit Robert Harting durch. Im vierten Versuch baute der Berliner seine Führung mit einem Wurf auf 66,67 Meter klar aus und verzichtete auf die beiden finalen Versuche. Seinen achten Titel in Serie konnte ihm niemand mehr nehmen. „Ich hatte ein leichtes Stechen im Brustmuskel. Darum habe ich aufgehört. Mit der Weite im Regen bin ich sehr zufrieden, es war eine Herausforderung“, sagte Harting. Dem dreifachen Weltmeister am nächsten kam wie erwartet Martin Wierig. Der WM-Vierte warf die Zwei-Kilo-Scheibe auf gute 64,94 Meter. Das verletzungsbedingte Formtief hat der Magdeburger überwunden. Bronze ging an den Wattenscheider Daniel Jasinski (63,66 m). Das Top-Trio aus Ulm wird auch die deutschen Farben bei der EM in zwei Wochen in Zürich vertreten.
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