DM-Vorschau: Quintett auf Medaillenjagd

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Flog bei der DM 2015 auf 6,74 Meter und zum Titel. Am Samstag startet Lena Malkus in Kassel als Titelverteidigerin. Für die Münsteranerin wird’s der erste Wettkampf der Sommersaison. (Foto: Gantenberg)

Die 116. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften an diesem Wochenende im Kasseler Auestadion halten zahlreiche Highlights parat. Mit dabei ist auch ein aussichtsreiches Quintett des Trackteam Burg-Wächter. Für die Leichtathletik-Youngsters geht es um Titel wie Medaillen und natürlich auch um die Qualifikation für die Olympischen Spiele Mitte August in Rio und die Europameisterschaften Mitte Juli in Amsterdam. Auch im Fernsehen ist die DM natürlich zu sehen. Das ZDF überträgt am Samstag von 13:30 bis 15:00 Uhr live und von 15:00 bis 17:15 Uhr im ZDF-Livestream. Am Sonntag sendet die ARD von 13:30 bis 15:00 und von 15:45 bis 18:25 Uhr live.

Gina Lückenkemper: Verzicht auf Doppelstart > Gleich bei ihrer DM-Premiere gehört Sprint-Aufsteigerin Gina Lückenkemper (LG Olympia Dortmund) die Favoritenrolle über 200 Meter. Auf ihrer Spezialstrecke greift sie am Sonntagnachmittag (Finale: 17:20 Uhr) ins Titelrennen ein. Der könnte im Kasseler Auestadion mehr als Gold wert sein. Denn die Deutsche Meisterin wird – sofern sie die Norm von 23,20 Sekunden erfüllt hat – auf jeden Fall für die Olympischen Spiele in Rio nominiert. „Das ist natürlich ein großer Ansporn für mich“, sagt die 19-Jährige. Mit 22,67 Sekunden führt die Abiturientin die Bestenliste vor der Hessin Lisa Mayer (23,04 sec), Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 23,16 sec) und Nadine Gonska (MTG Mannheim, 23,21 sec) an. Dass die Form passt, hatte sie am Dienstag mit 22,91 Sekunden und Platz eins bei Gegenwind und Kälte in Luzern bewiesen.

Auch über 100 Meter ist Gina Lückenkemper mit 11,13 Sekunden momentan die schnellste Deutsche. Auf den Start am Samstag – geplant sind drei Runden – verzichtet sie allerdings: „Das Programm wäre dann zu viel. Schließlich wollen wir ja auch noch die Staffel laufen. Aber ich werde auf der Tribüne sitzen und die Mädels anfeuern.“ Zum Abschluss des ersten DM-Tages geht die U20-Europameisterin mit der Sprintstaffel der LGO über 4×100 Meter ins Rennen. Mit 45,80 Sekunden liegt das Quartett auf Platz fünf der deutschen Bestenliste. Favoritinnen auf den Titel sind die Mannheimer Sprinterinnen mit einer Saisonbestzeit von 44,03 Sekunden. Dahinter folgt der LC Paderborn (44,50 sec). Ebenfalls zu beachten ist der TV Wattenscheid 01, die in Kassel erstmals in diesem Jahr in Top-Besetzung antreten.

Lena Malkus: DM als Saisoneinstieg > Für Weitsprung-Titelverteidigerin Lena Malkus (SC Preußen Münster) wird die Deutsche Meisterschaft am Samstag in Kasseler Auestadion zu einer „Wundertüte“. „Meine Trainingsleistungen passen. Aber ich weiß natürlich nicht, wie ich diese im Wettkampf umsetzen kann“, sagt die 22-Jährige. Eine Oberschenkelverletzung und ein Infekt hatten die Saisonplanung der Deutschen Meisterin immer wieder durcheinandergewirbelt. „Ich freue mich, dass es endlich losgeht. Es wird sicherlich ein Klasse-Wettkampf mit guten Weiten“, sagt Lena Malkus. 2015 hatte sie den DM-Titel auf dem Nürnberger Hauptmarkt mit 6,74 Metern gewonnen.

Am Samstag (13:15 Uhr) trifft Lena Malkus auf extrem starke Konkurrenz. Und das obwohl mit 7,16-Meter-Springerin Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05) und Melanie Bauschke (LAC Olympia Berlin) zwei Springerinnen mit Bänderrissen verletzt ausfallen, die schon die Olympia-Norm überboten haben. Beide wissen noch nicht, ob sie bis zu Beginn der Spiele in Rio wieder fit werden. Die Konkurrenz für die Preußen-Athletin ist trotzdem noch enorm: Mit der Deutschen Hallenmeisterin Alexandra Wester (ASV Köln) sowie U23-Europameisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) sind zwei 6,90-Meter-Springerinnen dabei. Zu dieser Leistungsklasse zählt mit einem Hausrekord von 6,94 Metern auch Lena Malkus. Dahinter lauern Nadja Käther (Hamburger SV; 6,63 m), Maryse Luzolo (Königsteiner LV; 6,57 m) und Xenia Stolz (Wiesbadener LV; 6,56 m) auf ihre Chance.

Siegt die Deutsche Meisterin mit Olympia-Norm (6,70 m) – oder hat diese bereits wie Alexandra Wester – ist ihr das Olympia-Ticket nicht mehr zu nehmen. Die weiteren beiden Rio-Startplätze werden allerdings nicht bei der DM in Kassel – wie oft geschrieben – vergeben, sondern erst nach den Europameisterschaften in Amsterdam am 10. Juli. Es bleibt für Lena Malkus also noch ein wenig Zeit, sich den olympischen Traum noch zu erfüllen. Am Samstagnachmittag (17:30 Uhr) startet Lena Malkus zudem mit der 4×100-Meter-Staffel des SC Preußen Münster. Die Konkurrenz ist stark und eine Top-8-Platzierung wäre ein Erfolg.

Maya Rehberg: Nur Gold ist außer Reichweite > Mit einem ganz starken Auftritt hat Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) vor zehn Tagen in Prag schon die Olympia- und EM-Norm unterboten. Nun peilt die Hindernisläuferin am Samstagnachmittag (14:05 Uhr) erneut einen Platz auf dem DM-Podium an. Mit ihrer Bestzeit von 9:39,18 Minuten liegt sie auf Platz zwei der Meldeliste hinter der WM-Dritten Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt; 9:22,33 min).

„Gesa ist natürlich die klare Favoritin, hinter ihr geht es wahrscheinlich zwischen Jana Sussmann und mir um Silber“, schaut die 22 Jahre alte Physik-Studentin voraus, die schon 2015 und 2013 DM-Dritte über 3000 Meter Hindernis war. Zusammen mit Jana Sussmann hatte sie bisher die wichtigsten Saisonrennen bestritten. Auch die Hamburgerin blieb in Prag mit 9:43,56 Minuten unter den Normen für Amsterdam (EM) und Rio (Olympia).

Außerdem wird Maya Rehberg ein Außenseiter-Trio im Blick behalten. So steht auch die USA-Studentin Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) auf der Meldeliste. Die 22-Jährige hat ihre Bestzeit in diesem Frühjahr auf 9:51,66 Minuten gesteigert, hat aber in den vergangenen Wochen im US-College-System einige Rennen bestreiten müssen. Noch deutlich schneller war in ihrer Karriere schon Sanaa Koubaa. Die Leverkusenerin lief 2012 bei der EM 9:43,08 Minuten, die 30-Jährige hat dieses Jahr aber noch kein Rennen bestritten. Ihr Hindernis-Debüt könnte Thea Heim in Kassel feiern. Die Regensburgerin bringt mit Bestzeiten von 2:03,12 Minuten (800 m) und 4:12,94 Minuten (1500 m) starke Unterdistanzleistungen mit.

Patrick Zwicker: Schon im Vorlauf gefordert > Eins der spannendsten Lauf-Finals der Deutschen Meisterschaften dürften die 800 Meter am Sonntagnachmittag (16:15 Uhr) werden. Mittendrin: Patrick Zwicker. Der Rehlinger geht mit 1:46,90 Minuten als Nummer vier der deutschen Bestenliste ins Rennen. Allerdings ist noch offen, ob 1500-Meter-Spezialist Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt; 1:46,69 min) über die zwei Stadionrunden antritt. Schneller als Zwicker waren 2016 noch Sören Ludolph (LG Braunschweig; 1:46,43 min) und der Regensburger Benedikt Huber (1:46,57 min).

Bis ans Finale am Sonntag denkt Patrick Zwicker allerdings noch gar nicht. „Der Vorlauf am Samstag wird schon ganz eng. Wir haben momentan eine enorme Leistungsdichte in Deutschland“, sagt der U20-Europameister von 2013. In Zahlen ausgedrückt: In diesem Jahr sind schon zehn deutsche 800-Meter-Läufer unter 1:48 Minuten geblieben. Dazu kommt Robin Schembera. Der Leverkusener 1:45-Minuten-Läufer hofft, nach seiner leichten Verletzung wieder rechtzeitig für die DM fit zu werden. Ebenso auf der Rechnung hat Patrick Zwicker den Berliner Dennis Krüger. Der Titelverteidiger und Frontrunner gibt in Kassel sein Saisondebüt und mit einem Sonderstartrecht ins Rennen. Bei dieser Leistungsdichte dürfen sich alle Mittelstrecken-Fans auf ein ganz enges DM-Finale freuen!

Alina Reh: Youngster startet im Top-Feld > Als Titelverteidigerin tritt Alina Reh (SSV Ulm 1846) am Sonntagnachmittag (17 Uhr) bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel über 5000 Meter an. Vergangenes Jahr hatte sich die 19-Jährige sensationell gegen Abo-Meisterin Sabrina Mockenhaupt durchgesetzt. In diesem Jahr ist die Siegerländerin jedoch in einer besseren Form als 2015 nach einer Verletzung. „Es wird vorn sicherlich Richtung EM-Norm von 15:30 Minuten gehen. Für mich ist es eine gute Chance dahinter mitzulaufen und eine ordentliche Zeit anzubieten“, schaut Alina Reh voraus.

Den deutschen U20-Rekord hatte die Ulmerin vergangenes Jahr mit 15:51,48 Minuten bei ihrem DM-Triumph in Nürnberg aufgestellt. Nach ihren guten Unterdistanzleistungen in den vergangenen Wochen könnte sie ihre eigene Bestmarke vielleicht sogar unterbieten. Die Top-Favoritin auf den Titel ist Maren Kock – sofern sie nicht die 1500 Meter läuft. Die Regensburgerin führt mit 15:24,73 Minuten die deutsche Bestenliste an, zur Olympia-Norm für Rio fehlen ihr nur 73 Hundertstel. Die EM-Norm hat sie bereits in der Tasche.

Stärkste Widersacherin könnte neben Sabrina Mockenhaupt eine Läuferin sein, die mit 34 Jahren ihre DM-Premiere feiert: Julia Bleasdale. 2012 war sie noch für Großbritannien Olympia-Achte über 5000 (Bestzeit: 15:02,00 min) und 10.000 Meter. Die Tochter einer deutschen Mutter ist seit dem Frühjahr für Deutschland startberechtigt und peilt einen EM-Start in Amsterdam an. Bei dieser starken Konkurrenz wird Alina Reh vor einer echten Bewährungsprobe stehen und gleichzeitig die Chance haben, im wohl bestbesetzten Rennen ihrer bisherigen Karriere eine gute Zeit abzuliefern.

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