Wenn jemand Till Helmke vor den Olympischen Spielen gesagt hätte, dass er als bestplatzierter hessischer Leichtathlet aus Peking heimkehren wird, hätte er ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Doch genau so kam es. Mit der DLV-Staffel lief der Sprinter vom TSV Friedberg-Fauerbach auf einen beachtlichen fünften Platz. Vor vier Jahren in Athen hatte der 24-Jährige noch um Haaresbreite den Finaleinzug verpasst.
Trotzdem hätte der BWL-Student gern auf diese Ehre verzichtet. „Ich habe mir gewünscht, dass Ariane Friedrich eine Medaille holt. Aber leider sollte es nicht sein“, sagt Helmke. Auch Hammerwurf-Weltmeisterin Betty Heidler verpasste den Sprung aufs Treppchen als Neunte.
Im Gegensatz zur Frankfurterin durfte der Sprinter mit seinem Olympia-Abschneiden vollauf zufrieden sein. 38,58 Sekunden wurden für die deutsche Staffel im Finale gestoppt. Keine Superzeit, aber schließlich hatten sich schon favorisierte Quartetts wie die USA und Großbritannien im Vorlauf nach Wechselfehlern um die Medaillen gebracht. „Unser Ziel war es, sicher ins Finale zu kommen. Das haben wir trotz der mäßigen 38,93 Sekunden im Vorlauf geschafft. Da war der fünfte Rang nur noch Zugabe“, stellt der 200-Meter-Spezialist klar.
Im Finale vor 90.000 Zuschauern („eine einmalige Atmosphäre“) lieferte Helmke dann das Rennen der Saison ab. In keinem Staffelwettbewerb des Jahres war er schneller unterwegs als im wichtigsten Lauf 2008. „Die Auswertung hat gezeigt, dass ich auf den Punkt topfit war. Das ist natürlich ein gutes Gefühl, wenn man sagen kann: Ja, wir haben richtig gearbeitet.“ Noch deutlich schneller als in Peking war die DLV-Staffel beim Europacup am 21. Juni in Annecy. Beim überraschenden Sieg wurden 38,30 Sekunden gestoppt, nur eine Hundertstel fehlte zum 25 Jahre alten Deutschen Rekord. Nachträglich wurde der deutsche „Vierer“ jedoch disqualifiziert, weil Alexander Kosenkow auf die Linie getreten war.
Doch schon allein das Ergebnis zeigt, wie groß das Potenzial der DLV-Sprinter für die kommenden Jahre ist – und das nicht nur in der Spitze, sondern auch in der Breite. Etwa zehn Sportler kommen für einen Staffelplatz bei der WM 2009 in Berlin infrage. Obwohl Helmke sich mit konstant schnellen Zeiten und sicheren Wechseln einen Stammplatz in der Nationalmannschaft erkämpft hat, muss er sich kommendes Jahr erneut der Konkurrenz stellen. Angst davor hat er nicht: „2009 muss man wieder 20,59 Sekunden für einen Einzelstart über 200 Meter bringen. Das ist neben der Staffel mein klares Ziel.“ Wenn es mit den 200 Metern klappen sollte, wird Helmke in Berlin aber wohl nicht erneut bester Hesse werden. Ein Umstand, mit dem er bestens leben kann.
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