
Als die Ziffer zwei vor ihrem Namen auf der Anzeigetafel des Berliner Olympiastadions auftauchte, konnte Gina Lückenkemper die Tränen nicht mehr zurückhalten und fiel Maskottchen Berlino in die Arme. Aller Druck der letzten Monate hatte sich mit dieser EM-Silbermedaille über 100 Meter am Dienstagabend für die Sprinterin des TSV Bayer 04 Leverkusen gelöst. Mit 10,98 Sekunden musste die Soesterin nur der Top-Favoritin Dina Asher-Smith (Großbritannien; 10,85 sec; Landesrekord) den Vortritt lassen. „Es war so emotional hier reinzukommen und 35.000 Zuschauer rufen deinen Namen. Es war supergeil“, jubelte Gina Lückenkemper.
Dabei hatte die 21-Jährige im Finale alles andere als einen optimalen Start erwischt. Erst zur Rennhälfte drehte sie richtig auf, passierte eine Konkurrentin nach der nächsten und fing quasi auf dem Zielstrich noch Titelverteidigerin Dafne Schippers (Niederlande; 10,96 sec) ab. „Ich wusste, dass es für eine Medaille gereicht haben könnte. Wo ich genau gelandet bin, wusste ich aber nicht. Diese Medaille kann mir keiner mehr nehmen, jubelte die 21-Jährige. Rang vier ging an die Schweizer Rekordlerin Mujinga Kambundji (11,05 sec).
Gina Lückenkemper: Zweimal 10,98 Sekunden in zwei Stunden
Schon im Halbfinale knapp zweieinhalb Stunden zuvor war der Zieleinlauf derselbe gewesen. Dina Asher-Smith lag in 10,93 Sekunden vor Gina Lückenkemper, die erneut 10,98 Sekunden lief. Für die Deutsche Meisterin war es damit die zweite und dritte Zeit unter der prestigeträchtigen Elf-Sekunden-Marke nach ihren 10,95 Sekunden bei der WM 2017 in London. „Ich habe immer gesagt, dass ich wieder unter elf Rennen werde. Dass es in Berlin klappen kann, hat sich zuletzt im Training angedeutet. Da waren Trainingseinheiten dabei, die mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert haben“, sagte Gina Lückenkemper vor Dutzenden Journalisten nach ihrer verdienten Ehrenrunde.
In den vergangenen Wochen hatte die Studentin extrem viele Termine absolviert. Aber zu großen Druck von außen empfand sie nicht. „Ich habe ein tolles Umfeld, das sich um vieles kümmert“, sagte die 21-Jährige. Der deutsche Sprint-Star hat in Berlin eine weitere Chance auf eine EM-Medaille. Am Schlusstag am Sonntag stehen die 4×100 Meter auf dem Programm. „Alle Staffel-Mädels waren beim Finale im Stadion und haben mich beglückwünscht. Nun wollen wir gemeinsam am Sonntag das Stadion rocken. Wenn ich an die Atmosphäre denke, schießen mir gleich wieder die Tränen in die Augen“, sagte die Soesterin. Welch‘ grandiose Stimmung bei der EM herrscht, durfte die Hauptdarstellerin Gina Lückenkemper schon einmal bei ihrem tollen Silber-Sprint am Dienstagabend erleben.
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