Gina Lückenkemper wollte nur noch schnell die warme Kleidung überziehen. Mit 18 Grad empfindlich kühl war es für die Sprinterinnen beim Diamond League-Finale am Freitagabend im König-Baudouin-Stadion in Brüssel geworden. Doch auf die Kälte wollte es die 22-Jährige vom SCC Berlin nicht schieben, dass beim Aufeinandertreffen der globalen Top-Sprinterinnen nur Rang acht in 11,45 Sekunden heraussprang. „Heute war ich vom Kopf her müde. Die drei Wettkämpfe und die dazugehörigen Reisen in der vergangenen Woche haben einfach Kraft gekostet. Trotzdem möchte ich die Erfahrung nicht missen, in einem Diamond League-Finale gestanden zu haben“, sagte Gina Lückenkemper nach dem Rennen vor mehr als 40.000 Zuschauern.
Allerdings darf man nicht vergessen: Die Vize-Europameisterin war die erste deutsche Flachsprinterin in der Geschichte der Diamond League, die sich einen Startplatz im Finale sichern konnte. Und dass die Form passt, hatte sie noch am Sonntag beim ISTAF in Berlin mit 11,15 Sekunden über 100 Meter und der Weltjahresbestzeit von 41,67 Sekunden mit der deutschen 4×100-Meter-Staffel bewiesen.
Gina Lückenkemper kommt nicht ins Rollen
„Die erste Rennhälfte war für mich ganz gut. Aber in der Rennphase, in der ich eigentlich an die Konkurrenz heranlaufe, konnte ich nicht aufholen“, analysierte Gina Lückenkemper ihr Rennen. Besser zurecht kam Dina Asher-Smith mit den Bedingungen. Die Dreifach-Europameisterin aus Großbritannien setzte sich in 10,88 Sekunden vor der zweimaligen Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce (Jamaika; 10,95 sec) und Marie-Josée Ta Lou (Elfenbeinküste; 11,09 sec) durch.
Das Top-Trio von Brüssel wird auch bei der WM in drei Wochen in Doha (Katar) zu den Medaillenanwärterinnen zählen. Gina Lückenkemper wird bis dahin im heimischen Soest einen zweiwöchigen Trainingsblock einschieben, bevor es in der Woche vor der WM zur Vorbereitung und klimatischen Anpassung nach Belek (Türkei) geht. „Ich freue mich, jetzt endlich mal wieder zwei Wochen am Stück zu Hause zu verbringen. Dort komme ich zu Ruhe. Und die brauche ich“, blickte Gina Lückenkemper voraus. Und vielleicht ist eine verpatzte Generalprobe ja ein gutes Omen für den Saisonhöhepunkt in Doha?
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