
Sie konnte es nicht fassen. Nach dem 60-Meter-Finale beim PSD Bank Meeting in Düsseldorf riss Gina Lückenkemper die Arme in die Höhe. Die Sprinterin der LG Olympia Dortmund hatte am Mittwoch vor 2000 Zuschauern in der ausverkauften Leichtathletikhalle eine nicht für möglich gehaltene Steigerung hingelegt. Mit einer Bestleistung von 7,50 Sekunden war sie angereist. Klar wollte sie sich deutlich steigern. Das gelang schon beim Vorlaufsieg in 7,22 Sekunden. Und im Finale ließ die EM-Dritte 7,19 Sekunden folgen. Plötzlich zählt Gina Lückenkemper auch über 60 Meter zu Europas Spitze und konnte es nicht fassen.
„Das ist mega-geil. Mit einer solchen Verbesserung habe ich nie gerechnet“, jubelte die Studentin. Ganz nebenbei blieb sie zweimal deutlich unter der Hallen-EM-Norm für Anfang März in Belgrad (Serbien) von 7,28 Sekunden. Im Vorlauf wie im Finale erwischte die Soesterin – was ja schon Tradition ist – den schwächsten Start. Doch ihr Rückstand war nicht so groß wie noch in den vergangenen Jahren auf den ersten Metern. Nach der Hälfte des Rennens war sie mittendrin im Geschehen, auf den letzten Metern kämpfte die endschnelle Sprinterin sogar um den Sieg.
Das Finale wurde zur Hundertstel-Entscheidung. Gina Lückenkemper musste nur der Ukrainerin Olesya Povh (7,16 sec), Hallen-Weltmeisterin Barbara Pierre (7,17 sec) und Asha Philip (Großbritannien; 7,18 sec) knapp den Vortritt lassen. Die beiden weiteren deutschen Finalistinnen, Alexandra Burghardt (MTG Mannheim; 7,24 sec) und Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge; 7,25 sec) verwies sie auf die Plätze fünf und sechs. Als richtungsweisend fürs Sprint-Finale bei der Hallen-DM in Leipzig in zweieinhalb Wochen wollte sie das Ergebnis aber nicht gelten lassen. „Wir deutschen Sprinterinnen sind momentan auf hohem Niveau so eng zusammen. Das kann morgen wieder ganz anders aussehen“, sagte Gina Lückenkemper.
Aber wie erklärt sie sich die phänomenale Steigerung? Zwei wichtige Gründe nannte die LGO-Sprinterin: „Ich habe beim Start den Fuß gewechselt. Seit dem Wintertraining ist der rechte vorn, nicht mehr der linke. Außerdem nehme ich die Arme aktiver mit.“ Ihrem Coach Uli Kunst war beim Videostudium aufgefallen, dass Läufe ohne Startblock technisch sauberer waren, wenn der rechte Fuß vorn war. Sie probierten es im Training und hatten Erfolg. Klar wird Gina Lückenkemper nie eine „Start-Rakete“ werden. Doch in Düsseldorf zeigte sie sich schon deutlich verbessert auf den ersten Metern. Das macht Lust auf die nächsten Rennen. Am 10. Februar startet die 20-Jährige beim ISTAF Indoor in Berlin, acht Tage später folgt das Sprint-Gipfeltreffen bei der Hallen-DM in Leipzig. Dass mit Gina Lückenkemper zu rechnen ist, hat sie in Düsseldorf mit Bravour bewiesen.
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