Die jüngste Starterin kannte keine Gnade: Alina Reh (TSV Erbach) drückte vom ersten Schritt des 3.000-Meter-Finals an bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe aufs Tempo. Der frisch ausgezeichneten Jugend-Leichtathletin des Jahres konnten am Sonntag nur die beiden Frankfurterinnen Gesa Felicitas Krause und Elina Sujew sowie auf der ersten Hälfte Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) folgen. Da war schon so gut wie sicher: Alia Reh wird bei ihrem ersten DM-Start bei den Frauen gleich eine Medaille holen.
Die 17-Jährige wusste aber auch, dass ihr nur ein Tempodiktat Edelmetall bringen würde. „Ich habe da keine Wahl, dafür ist mein Endspurt einfach zu schwach“, sagte Reh. Bis zur letzten Runde schaute sich Gesa Felicitas Krause die Tempoarbeit der jungen Konkurrentin an, um dann den Turbo zu zünden und sich ihren ersten DM-Titel bei den Frauen zu sichern. „Das war mein Ziel, zumal Maren Kock die 1.500 Meter gelaufen ist und Corinna Harrer auf einen Start verzichtet hat“, sagte die Hindernisspezialistin und schickte ein Lob an die junge Konkurrentin hinterher: „Das war schon tolle Arbeit, die Alina geleistet hat.“ In 9:08,53 Minuten lief Alina Reh nur knapp drei Sekunden an ihrer Freiluft-Bestzeit vorbei und den letzten Kilometer in unter drei Minuten. Gleichzeitig verbesserte sie den 30 Jahre alten deutschen U20-Hallenrekord von Kathrin Ullrich um rund anderthalb Sekunden. Das lässt für den Sommer schnelle Zeiten erwarten. Silber sicherte sich Elina Sujew in 9:07,74 Minuten.
Rehbergs Solo wider Willen
Auf Rang vier lief Maya Rehberg ins Ziel. Die Kielerin hatte das große Pech, dem Tempo des Spitzentrios nicht lange genug folgen zu können. Da die zweite Gruppe des zehnköpfigen Finals ein deutlich zu langsames Tempo anschlug, war sie auf der zweiten Rennhälfte komplett auf sich allein gestellt. So war es auch verständlich, dass sie ihr Ziel – eine Zeit um 9:20 Minuten – deutlich verfehlte. Mit Platz vier (9:36,37 min) holte sie allerdings das Optimum heraus.
„Ich hatte schon mit einem solchen Rennverlauf gerechnet. Allerdings dachte ich auch, dass ich länger mitgehen können würde“, sagte Rehberg, nachdem sie die Dopingkontrolle hinter sich gebracht hatte. Als „Belohnung“ wurde die unddankbare Vierte des Rennens zum Test ausgelost. Erste Rückschlüsse aus dem Rennen hat die Hindernisspezialistin trotzdem schon gezogen: „Vielleicht muss ich Training mehr an der wettkampfspezifischen Ausdauer arbeiten.“ Die Hallensaison ist für Maya Rehberg nun vorbei. Nach einer kurzen Cross-Saison beginnt die Vorbereitung auf den Leichtathletik-Sommer. Dann steht auch wieder ihre Paradestrecke – die 3000 Meter Hindernis – auf dem Wettkampfprogramm.
Die Suche nach dem Brett
Ordentlich Wut im Bauch hatte Lena Malkus bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe. Im Weitsprung lief es mit Platz sechs und 6,35 Meter ganz und gar nicht wie gewollt. Den aufgestauten Frust entlud sie in einem starken Staffelrennen über 4×200 Meter. Zusammen mit Maren Silies Lea Kurdelbaum und Meike Gerlach brachte sie zum DM-Abschluss am Sonntag 1:38,30 Minuten auf die Bahn. Platz fünf, weniger als eine halbe Sekunde fehlte auf den Bronzerang. An Position zwei laufend war Lena Malkus förmlich durchs Feld gefegt und hatte mit einer starken Hallenrunde ihr Team in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht.
Eine gute Ausgangsposition hatte die U23-Europameisterin eigentlich auch in ihrer Spezialdisziplin. Die letzten Trainingsergebnisse waren gut und mit 6,54 Metern fehlte nur ein Zentimeter zur Hallen-EM-Norm. Doch anstatt die Norm in Karlsruhe abzuhaken, fand Malkus im Weitsprung-Wettkampf nicht den Weg zum Brett. In den ersten fünf Versuchen ließ sie eine Menge Zentimeter liegen. Ihr bester Versuch wurde mit 6,35 Metern gemessen – ohne dass die Münsteranerin überhaupt das 20 Zentimeter breite Brett getroffen hätte. Im finalen sechsten Versuch – der „Spezialdurchgang“ von Lena Malkus – setzte sie noch einmal alles auf eine Karte, flog deutlich über die 6,50-Meter-Marke hinaus – und sah die rote Fahne. Übergetreten. Vielleicht zwei Zentimeter. Damit musste sie sich mit Platz sechs zufriedengeben. „Ich kann gar nicht genau sagen, was los war. Ich habe mich richtig gut gefühlt, bin aber nur sehr schwer in den Wettkampf hineingekommen. Und um den sechsten Versuch ist es wirklich schade“, sagte Malkus.
Deutlich besser lief es bei Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid). Die Top-Favoritin veranstaltete ein wahres Zielspringen. Ihre Bestweite: 6,68 Meter. Außerdem wurden drei Sprünge auf 6,67 Meter gemessen. Alle vier gültigen Sprünge hätten zu Gold gereicht. Silber ging etwas überraschend an Xenia Achkinadze. Die Wiesbadenerin flog im fünften Versuch auf 6,55 Meter und erfüllte damit exakt die Hallen-EM-Norm. Rang drei sicherte sich Lisa Kurschilgen. Die Wattenscheiderin sprang zweimal 6,48 Meter und setzte sich vor der weitengleichen Melanie Bauschke durch. Der zweitbeste Versuch der Berlinerin war einen winzigen Zentimeter kürzer. Als Trostpflaster ist Melanie Bauschke der Hallen-EM-Start sicher, da sie schon 6,61 Meter angeboten hatte. Daneben werden Moguenara und Achkinadze für Deutschland zwischen dem 5. und 8. März in Prag starten.
Singh verletzt sich
So sollte die Hallen-DM für Desiree Singh (LG Lippe-Süd) auf keinen Fall enden. Die Stabhochspringerin lief bei ihrem dritten Versuch über 4,30 Meter durch, knickte auf der Matte unglücklich um und musste am Samstag die Karlsruher Messehalle auf einer Trage verlassen. Die wurde in einen Krankenwagen verladen, der Desiree Singh in eine Klinik brachte. Dort gab es noch am Abend eine leichte Entwarnung. „Das Röntgenbild hat gezeigt, dass nichts gebrochen ist. Wir hatten schon einen Knöchelbruch befürchtet“, sagte Singhs Trainer Olaf Hilker.
Die genaue Diagnose wird erst Anfang der Woche eine Computertomografie bringen. Gut möglich, dass es sich um eine massive Band- und Kapselverletzung handelt. „Desiree ist mit dem Fuß hängen geblieben. Dabei hat sich der linke Fuß ziemlich überstreckt, sodass vielleicht das Syndesmoseband gerissen ist“, vermutet Hilker. Sein Schützling konnte noch am Abend das Krankenhaus mit einem Spezialschuh und großen Schmerzen verlassen. Am Sonntag war der linke Knöchel grün und blau angelaufen und extrem geschwollen.
Für Desiree Singh ist die Verletzung umso ärgerlicher, da beim Sprung eigentlich die Zeit schon abgelaufen war und der Kampfrichter die rote Fahne gezeigt hatte. Der wurde allerdings überstimmt, die Detmolderin durfte anlaufen und verletzte sich schwer. Bis dato hatte Desiree Singh einen guten Wettkampf abgeliefert. 3,95, 4,10 und 4,20 Meter nahm sie souverän im ersten Anlauf. Erst 4,30 Meter waren zu hoch. Damit belegte sie in der Endabrechnung Platz fünf: ihr bisher bestes DM-Ergebnis bei den Frauen.
An der Spitze wurde es das erwartete Duell um Gold: Mit Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) und Katharina Bauer (TSV Bayer Leverkusen) machten die zwei stärksten Springerinnen des Jahres den Titel unter sich aus. Ryzih stieg bei 4,45 Metern in den Wettbewerb ein und nahm diese Höhe genauso wie 4,55 Meter sicher im ersten Anlauf. Katharina Bauer wählte die dazwischen liegenden Höhen und schob sich mit einem Flug über 4,50 Meter im dritten Versuch sogar in Führung. Da 4,60 Meter – die Einstellung ihrer Bestleistung – für die Leverkusenerin dann jedoch zu hoch waren, war Lisa Ryzih der Sieg nicht mehr zu nehmen. Für die EM-Vierte ist es der zweite Hallen-DM-Titel nach 2011. An 4,65 Metern scheiterte die Ludwigshafenerin anschließend, obwohl der dritte Sprung knapp war. Bronze sicherte sich die Schwerinerin Martina Strutz mit 4,45 Metern.
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