Hoch gepokert und alles gewonnen: Als Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) bei der Junioren-DM seinen ersten Sprung erfolgreich absolviert hatte, stand er schon als Titelträger fest. Denn der U23-Europameister stieg am Sonntagmittag erst bei 5,50 Metern in die Konkurrenz ein. Diese Marke war für alle anderen Springer zu hoch. Silber sicherte sich überraschend Holzdeppes Trainingspartner Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken; 5,45 m), Bronze ging mit 5,40 Metern an Florian Gaul (LG Leinfelden-Echterdingen).
Da Raphael Holzdeppe nach 5,50 Metern nur noch allein im Wettkampf war, konnte sich der 21-Jährige die nächste Höhe aussuchen, entschied sich für die WM-Norm für Daegu von 5,72 Metern und flog im zweiten Versuch drüber. Was folgte war unbändiger Jubel. „Ich habe gewusst, dass ich gut in Form bin. Darum bin ich gleich auf 5,72 Meter gegangen“, beschrieb der Pfälzer seine Taktik. Seinen Höhenflug – bisher hatte er nur eine Saisonbestleistung von 5,62 Metern zu Buche stehen – konnte Raphael Holzdeppe auch genau erläutern: „Schon bei den letzten Wettkämpfen waren gute Sprünge dabei. Die Höhe war da, ich bin nur immer von oben auf die Latte gefallen. Diesen Fehler konnte ich abstellen.“
Fast hätte der Olympia-Achte dem Bremer Publikum noch eine absolute Rarität für Deutsche Junioren-Meisterschaften geliefert: eine Weltjahresbestleistung! Doch an den aufgelegten 5,84 Metern scheiterte der Stabhochsprung-Youngster knapp. „5,80 Meter bin ich schon zweimal gesprungen, darum habe ich mich für diese Marke entschieden“, so Holzdeppe, der bei den Sprüngen nicht chancenlos war.
Mit seinen 5,72 Metern hat der Sportsoldat nun alle Chancen, bei den Weltmeisterschaften in Deagu (Südkorea; 27. August bis 4. September) dabei zu sein. Doch die Entscheidung über die drei deutschen WM-Starter – bisher hat neben Holzdeppe nur der Münchner Malte Mohr die Norm übersprungen – fällt erst bei den Deutschen Meisterschaften am 23. und 24. Juli in Kassel.
Einen anderen internationalen Start hat er dagegen schon fix gebucht: die U23-EM vom 14. bis 17. Juli in Ostrava. In Tschechiens Leichtathletik-Metropole startet Holzdeppe als Titelverteidiger. „Ich freue mich darauf, dort zu starten. Aber natürlich wird es nicht einfach, da man als Titelverteidiger nur verlieren kann. Da muss schon Gold her“, schaut der Pfälzer voraus. Mit seinen 5,72 Metern führt Holzdeppe momentan die europäische U23-Bestenliste vor dem Dormagener Karsten Dilla (5,62 m) und dem polnischen 5,86-Meter-Springer Pawel Wojciechowski (5,50 m) an.
Ganz knapp am Titel vorbei sprintete Niklas Zender bei den Deutschen Junioren-Meisterschaften in Bremen. Im 400-Meter-Finale fehlten dem Frankfurter mit 46,79 Sekunden nur zwei Hundertstel zum Titel. Den sicherte sich Marco Kaiser (LG Nike Berlin). Weitere zwei Hundertstel hinter Zender reihte sich sein Vereinskamerad Benjamin Jonas auf dem Bronzeplatz ein.
Von der Breite her zeigten die Junioren-Viertelmeiler eine gute Leistung. Denn sechs der acht Finalstarter blieben unter 47 Sekunden. Doch an der Norm von 46,60 Sekunden für die U23-EM in drei Wochen in Ostrava (Tschechien) bissen sich alle die Zähne aus. Einzig David Gollnow (TV Erding), der in Bremen über 400 Meter Hürden Zweiter wurde, hatte die Ostrava-Vorgabe im Vorfeld exakt erreicht. Da aber möglicherweise eine deutsche 4×400-Meter-Staffel in Ostrava startet, könnte auch Niklas Zender über Umwege noch auf den EM-Zug aufspringen. Das deutsche Aufgebot für die U23-EM wird voraussichtlich am Dienstag bekannt gegeben.
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