Lückenkemper und Traber glänzen in Mannheim

Veröffentlicht in: News | 0

Die jetzt schon famose Saison von Gina Lückenkemper nimmt so langsam unbegreifliche Züge an. Die 16 Jahre alte Sprinterin vom LAZ Soest steigerte bei der Junioren-Gala in Mannheim erneut ihre 200-Meter-Bestzeit um 24 Hundertstelsekunden. Am Sonntag blieben die Uhren schon nach 23,35 Sekunden stehen. Damit katapultierte sich die Schülerin auf Platz zwei der U18-Weltbestenliste. Nur die US-Amerikanerin Arianna Washington ist (momentan) sieben Hundertstel schneller als Deutschlands Sprinttalent. „Das war ein fantastischer Lauf. Er hat sich gut und rund angefühlt. Donetsk kann kommen!“, jubelte Gina Lückenkemper.

Mit Donetsk meint die Soesterin den ukrainischen Austragungsort der U18-Weltmeisterschaften in zwei Wochen. Obwohl in den Jugendklassen beim Saisonhöhepunkt stets enorme Steigerungen zu erwarten sind, zählt die begeisterte Reiterin plötzlich sogar zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidaten. „Meine Form passt. Ich hoffe, dass ich in Donetsk noch ein bisschen schneller laufen kann“, schaut der Teenager voraus.

In Mannheim wurde Lückenkemper bei warmen Temperaturen und leichtem Rückenwind von der älteren U20-Konkurrenz um Anna-Lena Freese (Jahn Brinkum) und Desiree Henry (Großbritannien) gezogen. Obwohl sie ausgangs der Kurve noch zwei, drei Meter zurücklag, kam sie immer näher und musste Freese (23,28 sec) und Henry (23,32 sec) nur knapp den Vortritt lassen. Damit bewies die Schülerin zum wiederholten Mal, dass ihr der zweite Streckenabschnitt auf den 200 Metern besonders gut liegt. Wäre das Rennen in Mannheim zehn Meter länger gewesen, wäre Lückenkemper wahrscheinlich sogar noch zum Sieg gesprintet.

Comeback mit Paukenschlag: Nach überstandener Rückenverletzung hat sich Hürdensprinter Gregor Traber bei der Mannheimer Junioren-Gala mit der zweitbesten Zeit seiner Karriere zurückgemeldet. Mit 13,49 Sekunden (Bestzeit: 13,47 sec) musste sich der 20-Jährige im ersten Rennen nur dem Leipziger Erik Balnuweit geschlagen geben, der 13,44 Sekunden lief. Auf das zweite Rennen verzichtete der Tübinger. „Ich wäre gern noch einmal gelaufen. Aber an den nächsten beiden Wochenenden stehen die DM in Ulm und die U23-EM in Tampere an. Darum war es die richtige Entscheidung, nur einmal zu starten“, sagte Traber.

Mit seiner Zeit von Mannheim rangiert der Student hinter Balnuweit auf Platz zwei der deutschen Bestenliste. Für einen Start bei der WM in Moskau reichen diese Top-Zeiten trotzdem noch nicht. Wer Mitte August in der russischen Hauptstadt dabei sein möchte, muss mindestens 13,40 Sekunden laufen. So hoch war die Norm für den internationalen Saisonhöhepunkt über 110 Meter Hürden noch nie. Erst 20 Läufer haben diese Vorgabe 2013 erreicht – davon zehn aus den USA. Allerdings dürfen die USA durch die Wildcard von Titelverteidiger Jason Richardson vier Starter nach Moskau entsenden. Alle anderen Nationen nur deren drei.

Zeigt die Formkurve von Gregor Traber, Erik Balnuweit und Co. aber weiter so steil nach oben, dürften auch deutsche Hürdensprinter bei der WM dabei sein. Bis zum 29. Juli bleibt Zeit, um die 13,40-Sekunden-Vorgabe zu schaffen. Zu sehr unter Druck setzt sich Gregor Traber aber nicht: „Ich will mich nicht jetzt auf irgendwelche Zeiten festlegen. Für mich geht es nach der Pause darum, technisch saubere Läufe zu zeigen.“ Wenn Gregor Traber das gelingt, dürfte es in den kommenden Wochen noch schneller werden als 13,49 Sekunden.

Stabhochspringerin Desiree Singh (LG Lippe-Süd) hat endgültig das Ticket für die U20-EM in drei Wochen in Rieti (Italien) gebucht. Bei der Junioren-Gala in Mannheim sprang die U18-Weltmeisterin fehlerlos über 4,10 Meter. Das reichte in der Endabrechnung als beste Deutsche zu Rang drei. Besser waren nur Liz Parnov (Australien) mit 4,45 Metern (Einstiegshöhe: 4,30 m) und die Britin Lucy Bryan (4,40 m). Das Duo hatte Singh bei den U18-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren in Lille noch bezwungen. Nach der Geburt ihrer Tochter Emma im vergangenen August ist die 18-Jährige aber natürlich noch nicht wieder ganz in der Form von 2011.

„Ich bin sehr zufrieden. Die Sprünge waren gut und es ist schön zu sehen, dass auch noch größere Höhen wieder drin sind“, sagte Singh, die sich klar gegen die nationale Konkurrenz durchsetzte. Als zweitbeste Deutsche landete Franziska Kappes (TSV Bayer Leverkusen) mit glatten 4,00 Metern auf Platz sechs. Beide werden die deutschen Farben in Rieti vertreten. Dort trifft das Duo auch wieder auf Lucy Bryan, die mit 4,40 Metern zu den Goldkandidatinnen zählt.

Die läuferische Bandbreite von Maya Rehberg (SC Rönnau) ist bemerkenswert: Bei der Junioren-Gala in Mannheim unterbot die Abiturientin auch über 1.500 Meter die Norm für die U20-EM Ende Juli in Rieti (Italien). Es ist nach den 3.000, 5.000 und 3.000 Metern Hindernis nun schon die vierte Strecke, auf der ihr das gelungen ist. Allerdings wird sie bei der EM sicher nicht auf dieser „Sprintdistanz“ starten. Das Hauptaugenmerk von Maya Rehberg liegt auf der Hindernisstrecke.

In Mannheim ging die Schleswig-Holsteinerin das hohe Tempo mit, konnte auf den letzten 300 Metern aber nicht mehr ganz mit den Spezialistinnen mithalten. In 4:23,86 Minuten (Saisonbestzeit) blieb sie 14 Hundertstel unter der Rieti-Vorgabe und kam auf Platz vier ins Ziel. „Ganz zufrieden bin ich trotzdem nicht. Ich musste einige Meter mehr laufen, da die Australierin immer das Tempo rausgenommen hat, sobald man neben ihr war“, beschrieb Rehberg das Rennen.

Der Sieg in Mannheim ging am Samstagnachmittag nach Berlin: Caterina Granz entpuppte sich als beste Spurterin und verwies in 4:20,89 Minuten die Australierin Jenny Blundell (4:21,46 min) auf Platz zwei. Kurz vor dem Ziel sicherte sich Johanna Schulz (SC GH Neumünster) in 4:23,58 Minuten den dritten Platz vor Maya Rehberg.

Die Mannheimer Junioren-Gala war für Lena Malkus schon beendet, bevor sie richtig begonnen hatte. Die Weitspringerin vom SC Preußen Münster verletzte sich beim Einspringen leicht am ohnehin lädierten Sprungfuß und beendete nach zwei Versuchen den Wettkampf. „Ich habe den Fuß zu sehr reingestellt, sodass er wieder leicht schmerzte. Wegen der U23-EM in zwei Wochen wollte ich nichts riskieren und habe deshalb aufgehört“, sagte die Jugend-Olympiasiegerin.

Die EM in Tampere wird auch der nächste Wettkampf für die 19-Jährige sein. Vom Start bei den Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende in Ulm wurde Malkus vom Verband aufgrund der Doppelbelastung befreit. „So kann ich in aller Ruhe die EM vorbereiten“, sagte die Studentin, die von den letzten drei Saisonhöhepunkten immer etwas „Glänzendes“ mit nach Hause gebracht hatte. 2010 in Singapur wurde sie Jugend-Olympiasiegerin, 2011 in Tallinn U20-Europameisterin und 2012 in Barcelona Vize-Weltmeisterin der U20. Der Sieg in Mannheim ging mit 6,54 Metern an Melanie Bauschke (LG Nike Berlin). Der erste und einzig gültige Versuch von Lena Malkus wurde mit 5,89 Metern gemessen. Das bedeutete Rang fünf.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert