
Volles Programm für Luis Brandner: Auf den Sprint-Youngster vom LAC Erfurt Top-Team warten bei der U20-WM von Dienstag bis Sonntag in Tampere (Finnland) im Idealfall fünf Rennen. Im Interview spricht der 17-Jährige über seine Ziele, die starke internationale Konkurrenz und seine Fortschritte auf den ersten Metern.
Luis Brandner, Ihr Saisonhöhepunkt steht vor der Tür. Was haben Sie sich für die U20-Weltmeisterschaften vom 10. bis 15. Juli in Tampere (Finnland) vorgenommen?
Es wäre grandios, wenn ich über 100 Meter das Finale erreichen könnte. Das Finale wäre allerdings eine Zugabe, grundsätzlich ist mein Ziel im Einzel das Halbfinale. Mit der 4×100-Meter-Staffel wollen wir auf jeden Fall um eine Medaille kämpfen. Da bin ich auch sehr optimistisch, weil wir als Team sehr gut aufgestellt sind.
Schon ein Dutzend 100-Meter-Läufer aus sechs verschiedenen Ländern ist dieses Jahr in der U20-Klasse 10,25 Sekunden oder schneller gelaufen. Setzt Sie diese enorme Konkurrenz unter Druck oder motiviert Sie diese umso mehr?
Natürlich ist mir klar, dass ich als deutscher Sprinter im ersten U20-Jahr noch nicht in der internationalen Spitze laufen kann. Es ist sehr beeindruckend, welche starken Zeiten dieses Jahr in meiner Altersklasse schon gezeigt worden sind. Dennoch liegt mein Fokus voll auf meiner persönlichen Leistung. Ich werde alles daran setzten, endlich in die Bereiche zu kommen, die ich definitiv laufen kann. Also versuche ich mich nicht wirklich, von anderen Zeiten beeinflussen zu lassen.
Sie sprechen die persönliche Leistung an: Ihre Bestzeit steht bei 10,44 Sekunden, Ihre Saisonbestzeit bei 10,48 Sekunden. Sind diese Marken in Tampere in Reichweite?
Wenn alles so läuft, wie ich mir das vorstelle, sind auf jeden Fall Zeiten um 10,40 Sekunden und vielleicht sogar darunter möglich.
Luis Brandner: „Ich fühle mich sehr gut und bin schmerzfrei“
Sie hatten in dieser Saison ein paar Verletzungssorgen. Mal zwickte der Oberschenkel, mal das Knie. Wie geht’s Ihnen kurz vor dem WM-Start gesundheitlich?
Ich bin wirklich froh sagen zu können, dass ich mich momentan sehr gut fühle und nicht durch Schmerzen beeinflusst bin. Ein großer Dank gilt da meinem ärztlichen und physiotherapeutischen Team, mit denen ich alles sehr gut in den Griff bekommen konnte.
Kommen wir zur Staffel: In Mannheim ist das deutsche U20-Quarett über 4×100 Meter mit Ihnen als Schlussläufer 39,43 Sekunden gelaufen und war damit nur drei Zehntel langsamer als der deutsche U20-Rekord. Ist eine weitere Steigerung in Tampere möglich und welchen Platz kann man mit einer „kleinen“ 39er-Zeit belegen?
Das Rennen in Mannheim war auf jeden Fall schon sehr gut. Aber sowohl bei den Wechseln als auch bei unseren läuferischen Leistungen gibt es noch Steigerungspotenzial. Wenn unser Staffel-Team beides umsetzen kann, ist eine „tiefe“ 39er-Zeit auf jeden Fall in Reichweite und damit eine Medaille.
Über 200 Meter werden Sie hingegen nicht starten. Welche Gründe gibt es dafür, schließlich waren Sie 2017 U18-WM-Dritter über diese Strecke und sind auch unter der WM-Norm für Tampere geblieben?
Ein Grund dafür ist der neue Trial-Modus bei der entscheidenden Qualifikation in Mannheim. Sprich: Man muss in der Disziplin, für die man nominiert werden möchte, in Mannheim starten. Aufgrund von Fußproblemen konnte ich dort aber nicht über 200 Meter antreten. Aber auch über 100 Meter bin ich optimistisch, in Tampere ein gutes Resultat abzuliefern.
Mit Tipps von Julian Reus nach Tampere
Sie trainieren bei Gerhard Jäger unter anderem zusammen mit Julian Reus. Was können Sie sich vom deutschen 100-Meter-Rekordler abschauen?
Da gibt es viele Dinge. Im Hinblick auf die U20-WM hat er mir nochmal ein paar kleine Tipps mit auf den Weg gegeben, die mir vor allem in der Wettkampfsituation im Stadion mehr Sicherheit geben.
Julian Reus ist ein guter Starter, Sie kommen auch aufgrund Ihrer Größe von 1,90 Metern naturgemäß schwerer in Tritt. Haben Sie in den vergangenen Wochen speziell am entscheidenden Sprint-Faktor Start gearbeitet?
Der Start ist ein wichtiger Teil im Sprint, aber halt auch nur ein Teil vom Ganzen. In den vergangenen Wochen habe ich mich auf den ersten Metern insgesamt deutlich verbessert. Zwar zeige ich das noch nicht konstant, aber ich bin auf einem guten Weg.
Nach der U20-WM ist die Saison noch lange nicht zu Ende. Welche Wettkämpfe haben Sie noch geplant und welche Zeiten haben Sie dabei im Visier?
Nach der WM ist vor zwei DMs: In Nürnberg wollen wir mit der Männer-Staffel eine Medaille gewinnen. Und bei der U20-DM in Rostock möchte ich bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitreden.
Die Startzeiten von Luis Brandner in Tampere (MESZ)
100 Meter
Vorlauf: 10. Juli, 10:30 Uhr
Halbfinale: 11. Juli, 16:50 Uhr
Finale: 11. Juli, 19:05 Uhr
4×100 Meter
Vorlauf: 13. Juli, 17:30 Uhr
Finale: 14. Juli, 15:40 Uhr
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