Zweimal so schnell gerannt wie nie zuvor. Zweimal wird man die 100-Meter-Zeiten von Gina Lückenkemper (LAZ Soest) aber nicht in den Statistiken finden. Denn sowohl im Vorlauf (11,34 sec; +2,7 m/sec) als auch im Finale (11,41 sec; +2,2 m/sec) blies der Wind bei der Junioren-Gala am Samstag in Mannheim ein wenig stärker von hinten als die erlaubten 2,0 Meter pro Sekunde. So steht die Bestzeit der 200-Meter-Spezialistin weiter bei 11,54 Sekunden.
Trotzdem war die 17-Jährige mehr als zufrieden. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell laufen kann. Auch wenn die Zeiten nicht für die Bestenlisten zählen, habe ich gezeigt, wie gut ich drauf bin“, strahlte Lückenkemper. Die Norm für die U20-WM Ende Juli in Eugene (USA) über 100 und 200 Meter hatte die Schülerin schon im Vorfeld problemlos abgehakt. Eine Top-Favoritin auf den 100-Meter-Titel in Eugene präsentierte sich in Mannheim in herausragender Form: Im Vorlauf verbesserte Dina Asher-Smith nicht nur ihre eigene U20-Weltjahresbestleistung um sechs Hundertstel auf 11,14 Sekunden (+1,5 m/sec), sondern auch den britischen Jugendrekord. Im Finale ließ sie sogar 11,03 Sekunden folgen – allerdings beim schon angesprochenen zu starken Rückenwind von 2,2 Metern pro Sekunde. Die junge Britin wird selbst für die schnellen Sprinterinnen aus den USA oder Jamaika in Eugene nur schwer zu schlagen sein.
Ihren dritten Auftritt hatte die junge Soesterin zum Abschluss des ersten Tages der Junioren-Gala mit der deutschen 4×100-Meter-Staffel. In 45,28 Sekunden blieben Nina Braun, Lisa-Marie Kwayie, Gina Lückenkemper und Chantal Butzek zum wiederholten Mal deutlich unter der U20-WM-Norm von 45,70 Sekunden. Zum Sieg reichte das aber nicht ganz. Dank der starken Dina Asher-Smith war das britische Quartett sechs Hundertstel früher im Ziel. Die Zeit zur Revanche – und zum letzten U20-WM-Test – kommt aber schon am Sonntag. Dann steht das zweite Staffelrennen in Mannheim an.
Sie ist keine Hürdenspezialistin. Doch bei der Junioren-Gala am Samstag in Mannheim hielt Siebenkämpferin Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthause) mit den Besten mit und belohnte sich mit einer neuen Bestzeit. Hatte sie ihren Hausrekord im Vorlauf mit 13,89 Sekunden noch um winzige zwei Hundertstel verpasst, steigerte sie sich im B-Finale über 100 Meter Hürden auf 13,80 Sekunden – und das bei gültigem und fast idealem Rückenwind von 1,9 Metern pro Sekunde. Damit belegte sie Rang drei und musste nur der Saarbrückerin Abigail Adjej (13,78 sec) und Nancy Beinlich (LAV Rostock; 13,79 sec) ganz knapp den Vortritt lassen. Das A-Finale ohne deutsche Starterin gewann die Britin Yasmin Miller in starken 13,31 Sekunden.
Die Rennen von Mannheim haben gezeigt: Celina Leffler ist auf dem besten Weg zur U20-WM nach Eugene. Im US-Bundesstaat Oregon geht es in knapp zweieinhalb Wochen um die Medaillen. Allerdings ist die U18-Weltmeisterin lediglich in einer aussichtsreichen Außenseiterrolle. Mit ihren 5846 Punkten aus Ulm liegt die Koblenzerin hinter vier U20-Siebenkämpferinnen mit mehr als 6000 Zählern auf Platz fünf der Weltjahresbestenliste. Verunsichern lässt sich Leffler davon aber nicht: „Die Leistungen junger Athleten sind sehr wechselhaft. Auch 2013 vor der U18-WM lag ich nicht ganz weit vorn in der Bestenliste.“ Dass die angehende Studentin eine starke Herausforderin in Eugene sein wird, hat sie nicht zuletzt am Samstag in Mannheim bewiesen.
Simon Schütz rennt in diesem Sommer konstant schnell. Nur der Ausreißer nach oben fehlt dem Wiesbadener noch. So auch am Samstag bei der Junioren-Gala in Mannheim. Im 100-Meter-Vorlauf kam er in 10,60 Sekunden bis auf eine Hundertstel an seine Bestmarke heran. Diese Zeit reichte in einem internationalen Top-Feld zum Einzug ins B-Finale.
Dort erwischte Schütz einen guten ersten Start – doch leider löste die Startpistole nicht korrekt aus, sondern klackte nur. Der zweite Versuch misslang total. „Ich war gleich drei Meter hinten. Da war das Rennen für mich natürlich gelaufen“, sagte der niedergeschlagene Wiesbadener. Mit 10,74 Sekunden verpasste Schütz die Norm für die U20-WM in Eugene (10,52 sec) deutlich.
Eine zweite Chance hat der Sprinter allerdings noch mit der deutschen 4×100-Meter-Staffel. Die Norm für Eugene steht bei 40,50 Sekunden. Am Samstag in Mannheim kam das zweite deutsche Quartett mit Nils Kessler, Thomas Barthle, Till Helbig und Simon Schütz nach 40,89 Sekunden hinter Großbritannien (39,97 sec) ins Ziel. Die nächste Chance gibt es schon morgen. Auch für die erste deutsche Staffel, die am Samstag nichts ins Ziel kam.
Bei der Junioren-Gala in Mannheim gab es am Samstag auch einige Einlagewettkämpfe bei Frauen und Männern. So den Stabhochsprung mit Lilli Schnitzerling (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Desiree Singh (LG Lippe-Süd). Die großen Höhen blieben für das junge Duo aber aus. Schnitzerling belegte mit 4,10 Metern Platz fünf. An der neuen Saisonbestleistung von 4,25 Metern scheiterte die Medizinstudentin beim klaren Sieg Alana Boyds (Australien; 4,65 m) dreimal.
Ohne gültigen Versuch im Michael Hoffmann-Stadion blieb Desiree Singh. Die U18-Weltmeisterin von 2011 fand nach überstandener Knochenhautentzündung nicht in den Wettkampf und riss dreimal die Anfangshöhe von 3,95 Metern. „Irgendwie ist das nicht meine Saison. Nächste Woche steht noch ein Wettkampf an und dann geht es im Hebst voller Energie in die Vorbereitung auf 2015“, schaute Singh schon wieder voraus auf neue Aufgaben.
Schreibe einen Kommentar