Ein siebenstelliger Betrag wurde in Karlsruhe in die Hand genommen, um in der Fächerstadt weiter der Spitzenleichtathletik eine Heimat bieten zu können. Nötig machte das die Sperrung der Europahalle für größere Veranstaltungen aufgrund ungenügender Brandschutzsicherheit. Kurz nach dieser Entscheidung reagierten die Badener und entschlossen, die schon nach Karlsruhe vergebenen Deutschen Hallenmeisterschaften an diesem Wochenende in der Messehalle 2 auszutragen. In die leere Halle wurde die Rundbahn der Hallen-EM 2013 in Göteborg installiert, das Infield wurde zu größeren Teilen neu angefertigt. Bei der DM-Premiere auf dieser Anlage startet auch ein Quartett des Trackteam Burg-Wächter.
Nicht nur um die Medaillen, sondern auch um einen winzigen Zentimeter geht es für Lena Malkus (SC Preußen Münster) in der Weitsprung-Entscheidung am Sonntag (13:40 Uhr). Diese Winzigkeit fehlt der U23-Europmameisterin bisher in diesem Winter zur Norm von 6,55 Metern für die Hallen-EM Anfang März in Prag. Damit rangiert die 21-Jährige in der Meldeliste auf Rang drei hinter Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid; 6,86 m) und der Berlinerin Melanie Bauschke (6,61 m). Die ebenfalls mit 6,54 Metern gelistete Nadja Käther (Hamburger SV) wird hingegen nicht starten. Private Gründe zwangen sie zum Verzicht.
Ein Zentimeter bis Prag
Obwohl Sosthene Moguenara zuletzt nicht immer Top-Weiten anbieten konnte, ist die Sieben-Meter-Springerin Malkus‘ Top-Favoritin auf den Titel. „Dahinter ist aber alles offen“, sagt die Münsteranerin. Die Weitspringerin mit dem bekannt starken sechsten Versuch will bei der Medaillenvergabe selbst ein Wörtchen mitreden. „Das Training läuft zurzeit richtig gut. Darum traue ich mir schon eine neue Hallen-Bestleistung zu. Außerdem sollte man mit einer Weite von 6,55 Metern oder mehr auch in den Podestbereich kommen“, sagt Malkus. Ihr kleiner Vorteil: Ende Januar testete die Psychologiestudentin schon einmal die Anlage bei einem kleinen Wettkampf. Das Resultat: ihre damalige Hallen-Bestleistung von 6,49 Metern.
Am Samstag um 13:55 Uhr greift Desiree Singh bei der Hallen-DM in Karlsruhe zu ihrem Arbeitsgerät. Die Stabhochspringerin der LG Lippe-Süd reist mit 4,40 Metern und der damit viertbesten Meldeleistung ins Badische. Dass sie diesen Platz auch in Karlsruhe belegt, wäre vom großen Talent jedoch sehr viel erwartet. Bekanntermaßen sind Steigerungen beim Saisonhöhepunkt an der Tagesordnung. „Ich würde gern besser abschneiden als 2014 in Leipzig, also auf Platz sieben oder besser landen“, sagt Singh.
Singh schon voller Vorfreude
Die Form dafür hat sich die 20-Jährige in guten Trainingseinheiten und vielen Wettkampfsprüngen geholt. Darum traut sie sich auch zu, erneut Richtung Hausrekord zu springen. „Ich freue mich ungemein auf den Wettkampf und würde gern noch einmal 4,30 bis 4,40 Meter anbieten“, sagt die Detmolderin. Ein paar Zentimeter weiter „nördlich“ werden am Samstag vermutlich die Medaillen vergeben. Erste Goldanwärterin ist Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen). Die EM-Vierte führt mit 4,61 Metern und einem Zentimeter Vorsprung die deutsche Bestenliste vor der Leverkusenerin Katharina Bauer an. In Lauerstellung liegt Martina Strutz (Schweriner SC). Die Vize-Weltmeisterin von 2011 hat in diesem Winter bisher 4,50 Meter gemeistert.
Gleich zwei Talente schickt das Trackteam ins 3000-Meter-Rennen der Frauen. Wenn es am Sonntag 14:40 Uhr um die Medaillen geht, sind im am stärksten besetzten Laufwettbewerb der Hallen-DM Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) und Alina Reh (TSV Erbach) dabei.
Rehberg mit guten Trainingswerten
Maya Rehberg hat in diesem Winter schon zwei kleinere Rennen im Hinblick auf die Hallen-DM am Sonntag bestritten. Danach wurde noch ein knackiger Trainingsblock eingeschoben, der gute Ergebnisse erbrachte. „Von den Trainingswerten her, müsste es Richtung Bestzeit gehen“, schaut die 20-Jährige auf den 3000-Meter-Lauf voraus. Ihre Hallen-Bestzeit steht momentan bei 9:24,51 Minuten. Eine Zeit um oder unter 9:20 Minuten scheint für die Kielerin in Reichweite. „Dafür muss allerdings auch die Renngestaltung passen“, stellt Rehberg klar. Denn für einige Läuferinnen geht es im Rennen noch um die letzte Chance, die Hallen-EM-Norm für Prag (9:01,00 min) zu unterbieten. Andere schielen auf ein deutlich langsameres Rennen und bauen auf ihren Spurt. Für beide Varianten scheint Maren Kock in diesem Winter am besten gerüstet zu sein. Die Emsländerin im Trikot der LG Telis Finanz Regensburg lief vor drei Wochen ebenfalls in Karlsruhe 8:57,87 Minuten und führt damit die deutsche Bestenliste vor Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt; 9:00,25 min) an. Ebenfalls zu beachten sind deren Vereinskameradinnen Elina und Diana Sujew sowie das schnelle Regensburger Duo Corinna Harrer und Thea Heim. Wie gesagt: Von der Papierform her ist dieses Rennen das hochklassigste auf der Rundbahn.
Erst Ehrung dann DM-Premiere
Doppelte Premiere für ein Ausnahmetalent: Alina Reh (TSV Erbach) startet am Sonntag bei der Hallen-DM in Karlsruhe erstmals bei nationalen Titelkämpfen in der Frauenklasse und läuft erstmals unterm Hallendach die 3000 Meter. Mit einer Zielvorgabe tut sich die Schülerin aber nicht nur deshalb schwer. „Das Training war in den vergangenen Wochen nicht einfach. Wir hatten mit den Schneemassen auf der Schwäbischen Alb nämlich ganz schön zu kämpfen“, berichtet Reh aus ihrem Heimatort Laichingen. Für sie geht es am Sonntag in der Messehalle 2 vielmehr darum, Luft bei den „Großen“ zu schnuppern und einen Formtest zu absolvieren. Alina Reh wird in Karlsruhe übrigens neben der Rundbahn noch einen zweiten Auftritt haben. Sie wird nämlich als „Jugend-Leichtathletin“ 2014 ausgezeichnet. Die deutschen Leichtathletik-Fans hatten sie Ende des vergangenen Jahres mit großem Vorsprung zum deutschen Top-Talent gewählt. Die verdiente Ehrung nimmt die Zweite der Olympischen Jugendspiele dieses Wochenende vor vermutlich mehr als 4000 Zuschauern in Karlsruhe entgegen.
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