Der Kampf um die Tickets zur Hallen-EM in Prag (5.-8. März) wird im Frauen-Weitsprung zum Zentimeter-Krimi. Hinter Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid), mit 6,86 Metern aktuell die Nummer eins der Welt, kämpft ein DLV-Quartett um die weiteren zwei Startplätze. Darunter auch Lena Malkus (SC Preußen Münster). Die 21-Jährige steigerte ihre gerade eine Woche alte Hallen-Bestleistung am Sonntag als Westdeutsche Meisterin um fünf Zentimeter auf 6,54 Meter – wie so oft sprang sie ihre Bestweite im sechsten Versuch.
Wie der Hamburgerin Nadja Käther fehlt ihr damit nur ein Zentimeterchen zur Hallen-EM-Norm. Auch Melanie Bauschke und Ksenia Atschkinadze trennen nur einige Zentimeter von der Prag-Vorgabe. „Natürlich bin ich zufrieden mit der Weite, auf der anderen Seite hätte es gern der eine Zentimeter mehr sein dürfen“, sagte die U23-Europameisterin. Vor der Hallen-DM am 21./22. Februar in Karlsruhe – der finalen Qualifikationschance für die Hallen-EM – startet Malkus am kommenden Wochenende noch in Luxemburg.
„LM6“ fliegt von drei auf eins
Vielleicht wird sie auch dann wieder ihren berühmten sechsten Sprung „auspacken“. In Dortmund war sie im finalen Durchgang zwischenzeitlich auf den dritten Platz zurückgefallen. Bis dato hatte Malkus lediglich 6,30 Meter zu Buche stehen, Klaudia Kaczmarek (LAZ Rhede; 6,30 m beim besseren zweiten Versuch) und die Wattenscheiderin Lisa Kurschilgen (6,31 m) hatten sich an der Münsteranerin vorbeigeschoben – bis zum finalen Versuch von „LM6“.
Rang vier ging an die zweite Trackteam-Athletin: Siebenkämpferin Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthause) musste sich nur drei Spezialistinnen um U23-Europameisterin Lena Malkus geschlagen geben. Mit 6,11 Metern verpasste die amtierende U18-Weltmeisterin im Siebenkampf ihren Hallen-Hausrekord lediglich um fünf Zentimeter. „Das Ergebnis geht in Ordnung. Allerdings ist mehr möglich, wenn ich einen Versuch optimal erwische“, sagte die Studentin. Ihre Bestleistung im Freien steht seit dem vergangenen Jahr bei 6,32 Metern.
Leffler 14 Hundertstel schneller
Richtig zufrieden war Celina Leffler bei den Westdeutschen Meisterschaften am Sonntag in Dortmund allerdings schon vor dem Weitsprung. Im Vorlauf über 60 Meter Hürden steigerte sie ihre Bestzeit gleich um satte 14 Hundertstel auf 8,55 Sekunden. Damit liegt sie in der deutschen U20-Bestenliste auf Platz drei.
Angeführt wird diese seit Dortmund von ihrer Vereinskameradin Viktoria Müller. Sie sprintete im Vorlauf 8,43 Sekunden und musste sich im Finale (8,44 sec) nur den beiden Watenscheiderinnen Monika Zapalska und Eva Strogies geschlagen geben, die sich in 8,25 Sekunden den Titel teilten. Leffler erwischte nicht ein ganz so rundes Rennen wie im Vorlauf, blieb als Achte in 8,72 Sekunden aber nur drei Hundertstel über ihrer alten Bestzeit. Kann sie ihre Form konservieren, ist Celina Leffler im Weitsprung und über 60 Meter Hürden eine Medaillenkandidatin bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in zwei Wochen in Neubrandenburg.
Singh springt zu Silber
Stabhochspringerin Desiree Singh (LG Lippe-Süd) ist bei den Westdeutschen Hallenmeisterschaften am Sonntag in Dortmund auf Platz zwei gelandet. Die 20-Jährige übersprang wie drei weitere Athletinnen 4,20 Meter. Da sie aber die wenigsten Fehlversuche aufwies, durfte sie sich über Silber freuen. Nicht zu gefährden war Victoria von Eynatten. Die Leverkusenerin setzte sich mit 4,51 Metern durch. Danach kam der Schock: Beim Anlauf auf 4,61 Meter riss sich von Eynatten die Achillessehne. So jedenfalls die erste Diagnose. Damit ist die Saison für sie gelaufen. Bronze sicherte sich Singhs langjährige Trainingspartnerin Lilli Schnitzerling (TSV Bayer 04 Leverkusen), die ebenfalls 4,20 Meter überquerte.
Die Generalprobe für die Hallen-DM in drei Wochen in Karlsruhe endete für Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) auf Platz zwei. Die Hindernisspezialistin belegte am Samstag bei den Norddeutschen Meisterschaften in Berlin über 1500 Meter in 4:32,44 Minuten den Silber-Rang. Im Hinblick auf die Hallen-DM wird Rehberg nun zusammen mit ihrem Trainer Andreas Fuchs spezifische Einheiten absolvieren, damit die Tempohärte in Karlsruhe für die 3000 Meter stimmt.
Rehberg ist bereit für die DM
„Das Rennen habe ich aus dem Grundlagentraining bestritten, darum konnte ich auf den letzten Runden auch nicht mehr das Tempo vorn mitgehen“, sagte Rehberg. Ihr Ziel für die Hallen-DM heißt nichtsdestotrotz Hallenbestzeit. „Unter 9:20 Minuten würde ich in Karlsruhe gern laufen“, sagte die Studentin. Ihr Hallen-Hausrekord aus dem Vorjahr steht bei 9:24,51 Minuten, im Freien ist die 20-Jährige schon 9:17,87 Minuten im Jahr 2013 gelaufen.
Der Sieg in Berlin ging an Rehbergs ehemalige Vereinskameradin Johanna Christine Schulz (SC Rönnau 74). Sie lief 4:25,60 Minuten und hängte im Schlussspurt die außer Konkurrenz startende Yuliya Stepanova (4:26,30 min) ab. Die Russin war vier Tage nach Ablauf ihrer zweijährigen Dopingsperre überraschend in Berlin ins Wettkampfgeschehen zurückgekehrt.
Stepanova beantragt Asyl in Deutschland
Yuliya Stepanova hatte Anfang Dezember in der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ systematischen Betrug, Doping und Korruption im russischen Spitzensport enthüllt. Danach verließ sie ihre Heimat und ging an einen geheimen Ort. Nun ist klar: Sie hat zusammen mit ihrer Familie in Deutschland politisches Asyl beantragt. Ihr Ziel ist es, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Trainiert wird sie vom ehemaligen Weltklasse-Geher André Höhne und startet für den Berliner Verein LAC Olympia.
Offenbar hat Stepanova mit ihren Enthüllungen in ihrer Heimat schon etwas bewirkt. In den vergangenen Wochen sind mehrere russische Topathleten gesperrt worden. Dass sich wirklich etwas ändert, bezweifelt sie allerdings. „Das ist alles nur Show. Die russischen Trainer kennen nur dieses System“, erklärte sie in Berlin. „Viele Athleten glauben, sie können ohne Doping nicht laufen. Ich möchte das Gegenteil beweisen.“
Im Jahr 2011 war Yuliyia Stepanova unter ihrem Mädchennamen Rusanova Russsiche Hallenmeisterin über 800 Meter geworden, in der Weltklasse-Zeit von 1:58,14 Minuten. Schon damals soll sie auffällige Blutwerte gehabt, aber nicht gesperrt worden sein. Bei den Russischen Freiluftmeisterschaften im Juli 2011 hatte sie sich sogar auf 1:56,99 Minuten verbessert. Alle Zeiten ab dem 3. März 2011 wurden allerdings aufgrund der Dopingstrafe gestrichen. So auch Platz drei bei der Hallen-EM in Paris und Platz acht bei der WM in Daegu (Südkorea).
Zwicker muss pausieren
Für 800-Meter-Läufer Patrick Zwicker (LC Rehlingen) ist die Hallensaison beendet. Der U20-Europameister riss sich beim Sturz am Donnerstag beim Düsseldorfer PSD Bank-Meeting zwei Außenbänder im rechten Knöchel. Das ergab eine MRT-Untersuchung am Wochenende. „Jetzt stehen für mich sechs Wochen Alternativtraining an“, sagte Zwicker. Er war nach rund 100 Metern vom Briten Andrew Osagie unsanft gestoßen worden, hatte den Halt verloren und war gestürzt.
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