Regensburger Windspiele

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Dutzende deutsche Spitzenleichtathleten waren am Samstag nach Regensburg gepilgert auf der Jagd nach Bestleistungen und Normen für internationale Meisterschaften. Aber die ganz großen Erwartungen wurden bei der Sparkassen-Gala im Universitätsstadion nicht erfüllt. Zum Teil heftiger Gegenwind mit bis zu fünf Metern pro Sekunde machte Sprintern wie Läufern zu schaffen.

Auch 800-Meter-Ass Robin Schembera musste den Bedingungen Tribut zollen. Das Vorhaben, die WM-Norm von 1:45,40 Minuten in Regensburg zu unterbieten, wurde vom „Winde verweht“. Wie gut die Form des Leverkuseners ist, belegt aber die Tatsache, dass der 22-Jährige trotzdem mit 1:46,41 Minuten seine Saisonbestzeit um 22 Hundertstelsekunden steigerte. „Der Wind war schon heftig. Aber die Zeit haben wir zwischen 500 und 700 Meter liegen gelassen. Wenn ich früher attackiert hätte, wäre eine schnellere Zeit drin gewesen. Dazu hat mir aber der Mut gefehlt, das war ein Fehler“, analysierte Schembera.

Trotzdem setzte sich der Hallen-EM-Finalist mit dieser Zeit gegen den überraschend starken Kenianer Timothy Limo (1:46,51 min) und den Italiener Lukas Rifesser (1:47,17 min) durch.  Als zweitbester Deutscher erreichte Sebastian Keiner (Erfurter LAC; 1:48,16 min) als Achter das Ziel. Der 21-Jährige lag knapp 100 Meter vor dem Ziel noch gleichauf mit dem Leverkusener, konnte dem Schlussspurt Schemberas aber nicht folgen. Die nächste Chance, die WM-Norm für Daegu (Südkorea) zu attackieren, hat der Leverkusener schon in wenigen Tagen. Am kommenden Samstag trifft der zweimalige Deutsche Meister in Watford auf die stärksten britischen Läufer, am Pfingstmontag gibt er beim traditionellen Pfingstsportfest in Rehlingen seine Visitenkarte ab.

Warm haben’s die Sprinter gern. Das war’s bei der Sparkassen-Gala in Regensburg. Aber leider wehte der Wind aus der falschen Richtung. Deshalb war nicht nur für Till Helmke (LG Ovag Friedberg-Fauerbach) die 200-Meter-WM-Norm von 20,54 Sekunden außer Reichweite, sondern für alle deutschen Sprinter. In der Endabrechnung von drei Zeitläufen belegte Helmke mit 21,50 Sekunden den achten Platz. „Eine Top-Zeit war für uns natürlich nicht drin. Aber ich habe mich schon deutlich frischer gefühlt als noch vergangene Woche. Bis 150 Meter lief es noch rund, nun muss ich weiter an der Schnelligkeitsausdauer arbeiten“, schilderte der 27-Jährige das Rennen.

Schnellster Mann auf der halben Stadionrunde war Sebastian Ernst. Fünf Tage vor seinem Start in Oslo gegen Weltrekordler Usain Bolt rannte der deutsche Hallenrekordler 20,94 Sekunden. Damit setzte sich der Wattenscheider gegen seinen Vereinskameraden Robin Erewa (21,01 sec) und den WM-Halbfinalisten Robert Hering (TuS Jena; 21,11 sec) durch. Neben dem Einzelstart war Till Helmke auch mit der Sprintstaffel im Einsatz. Vor den 200 Metern lief er mit der zweiten DLV-Staffel (Alex Schaf, Helmke, Nils Müller, Alwin Flohr) 39,73 Sekunden. Damit belegte das 4×100-Meter-Quartett Rang drei hinter der ersten deutschen Staffel (38,66 Sekunden) und der tschechischen Nationalstaffel (39,33 Sekunden).

Die Stabhochspringerinnen hatten in Regensburg mit tückischem Seitenwind zu kämpfen. So blieben die großen Höhen aus. Im Feld der Frauen tummelten sich die beiden Trackteam-Jugendlichen Lilli Schnitzerling und Desiree Singh (beide LG Lippe-Süd). Beide stiegen bei 3,80 Metern in den Wettkampf ein. Diese Höhe und die folgenden 4,00 Metern nahm Lilli Schnitzerling im ersten Anlauf. Erst an ihrer neuen Bestleistung von 4,20 Metern scheiterte die Deutsche Jugend-Hallenmeisterin dreimal. Das bedeute in der Endabrechnung zusammen mit der schon 40-jährigen Österreicherin Doris Auer Platz fünf.

Zwei Plätze dahinter reihte sich Desiree Singh ein. Die B-Jugendliche meisterte 3,80 Meter, die nächste Höhe von glatten vier Metern war am Samstagnachmittag zu hoch. „Die Bedingungen waren schwierig. Aber ich bin schon ein wenig enttäuscht, da ich meine Trainingsleistungen nicht umsetzten konnte“, sagte die Schülerin. Der Sieg im Universitätsstadion ging ein wenig überraschend nach Großbritannien. Denn nur Kate Dennison meisterte 4,50 Meter, dahinter folgten Kristina Gadschiew (LAZ Zweibrücken; 4,45 m) und Anna Battke (USC Mainz; 4,40 m). Die EM-Dritte und Top-Favoritin Lisa Ryzih (ABC Ludwigshafen) ging mit einem „Salto Nullo“ in die Ergebnislisten ein. Sie scheiterte dreimal an ihrer Anfangshöhe von 4,40 Metern.

Weitsprung-Überfliegerin Lena Malkus (LG Ratio Münster) machte in Regensburg einen Ausflug auf die Sprintstrecken. Bei 2,8 Metern pro Sekunde Gegenwind sprintete die 17-Jährige tolle 11,98 Sekunden und erreichte trotz starker Konkurrenz das 100-Meter-B-Finale. Dort lieferte die Schülerin als Vierte 12,10 Sekunden ab. Der Sieg ging an Anne Möllinger. Für die WM-Dritte mit der DLV-Sprintstaffel wurden – mal wieder bei Gegenwind – 11,99 Sekunden gestoppt. Nach diesem gelungenen Schnelligkeitstest wird Lena Malkus am Pfingstmontag wieder die Weitsprung-Spikes schnüren. In Wesel trifft die mit 6,65 Metern beste deutsche U20-Springerin seit der Wiedervereinigung auf die besten deutschen Frauen und starke internationale Konkurrenz.

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