In kleinen Schritten pirscht sich Robin Schembera an die WM-Norm für Daegu (Südkorea) heran. Nach seinem verpatzten Rennen am Samstag in Watford (1:47,71 min) schaltete der Leverkusener 800-Meter-Läufer einen Gang höher und setzte sich beim traditionellen Pfingstsportfest in Rehlingen in 1:46,36 Minuten durch. Damit steigerte der 22-Jährige seine Saisonbestleistung um fünf Hundertstel. Für einen WM-Start verlangt der Deutsche Leichtathletik-Verband entweder einmal eine Zeit von mindestens 1:45,40 Minuten oder zweimal ein Rennen unter 1:46,00 Minuten. Schemberas Bestzeit steht bei 1:45,63 Minuten.
„Es lief schon deutlich besser als in Watford, aber in Hinblick auf die WM-Norm muss in den nächsten Rennen noch mehr kommen“, bewertete der Leverkusener das Rehlinger Rennen. Vor 4.500 Zuschauern im Bungert-Stadion setzte sich Schembera gegen den Deutschen Meister Sören Ludolph (LG Braunschweig) durch, der mit 1:46,57 Minuten seine Bestleistung um zwölf Hundertstel steigerte. Drei Hundertstel dahinter belegte der Algerier Mahfoud Brahimi Rang drei.
Die nächste Chance, sich eine WM-Fahrkarte zu sichern, hat Robin Schembera schon am kommenden Sonntag. Bei der Team-EM in Stockholm trifft er auf starke Konkurrenz. So ist auch der spurtstarke Pole Adam Kszczot im Olympiastadion dabei. Der Hallen-Europameister führt mit 1:44,30 Minuten die europäische Bestenliste an. „Ich habe gute Erinnerungen an die Team-EM. Letztes Jahr war ich nicht so gut in Form und habe in Bergen meine Saisonbestzeit aufgestellt. Und auch beim alten Europacup bin ich zweimal gut gerannt“, schaut Schembera voraus. An zwei Tagen messen sich in Stockholm die zwölf besten Leichtathletik-Nationen Europas in 40 Disziplinen.
Auch Raphael Holzdeppe konnte die WM-Norm (5,72 Meter) beim Rehlinger Pfingstsportfest nicht attackieren. Der Stabhochspringer vom LAZ Zweibrücken musste sich mit 5,42 Metern und Rang vier begnügen. An 5,62 Metern – der Einstellung seiner Saisonbestleistung – scheiterte der U23-Europameister dreimal. Trotz einer starken deutschen Stabhochsprung-Armada ging der Sieg an einen Gast. Der Brite Steven Lewis setzte sich mit 5,62 Metern durch.
Das gelang dem Hallen-WM-Sechsten aber nur dank der Fehlversuchsregel. Denn auch der Dormagener Karsten Dilla meisterte diese Höhe und stellte gleichzeitig eine neue Bestleistung auf. Anschließend riss der Dritte der U20-WM 2008 dreimal die WM-Norm-Höhe von 5,72 Metern. Rang drei ging an Stabhochsprung-Nestor Tim Lobinger. Der Münchner übersprang 5,52 Meter und muss weiter auf seinen 100. Wettkampf von 5,80 Metern oder mehr warten.
Die Anlage beim Springer-Meeting in Wesel ist eigentlich ein Garant für Top-Weiten. So erzielte Dreispringerin Katja Demut (TuS Jena) mit 14,57 Metern am Montag einen neuen deutschen Rekord. Im Frauen-Weitsprung flog die Rehlingerin Bianca Kappler auf 6,81 Meter. Ganz so weit ging es für Lena Malkus (LG Ratio Münster) nicht. Die mit 6,65 Metern neuntbeste deutsche Jugend-Weitspringerin der Geschichte musste sich im U20-Wettkampf mit 6,23 Metern zufrieden geben. Das reichte zu Platz zwei hinter Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,29 m). „Dass es diesmal nicht so geklappt hat, ist kein Beinbruch. Der Wettkampf war schon am Vormittag, da fehlte mir ein wenig der Rhythmus. Außerdem habe ich bei den 6,23 Metern sicherlich 25 Zentimeter verschenkt“, analysierte die 17-Jährige den Wettkampf. Malkus‘ Hauptaugenmerk liegt aber schon auf dem ersten Juli-Wochenende. Bei der Junioren-Gala in Mannheim will sich die Schülerin endgültig für die U20-EM drei Wochen später in Tallinn (Estland) qualifizieren. Zwar liegt sie mit ihren 6,65 Metern in einer komfortablen Ausgangssituation, die endgültige Entscheidung, welche Springerinnen den DLV in Tallinn vertreten, fällt aber erst nach Mannheim.
Eine prominente Athletin wurde beim Stelldichein der besten deutschen Weitspringerinnen in Wesel vermisst: Sophie Krauel. Die zweimalige Deutsche Meisterin vom TuS Jena ist nicht verletzt, hat aber nach einem halbjährigen Forschungsaufenthalt im Rahmen ihres Pharmazie-Studiums in Memphis (USA) noch Trainingsrückstand. „In den USA waren die Trainingsbedingungen nicht gut. Ich konnte neben der Arbeit im Labor nur allgemein trainieren. Deshalb befinde ich mich erst seit Anfang Mai wieder im Aufbautraining“, sagt die 26-Jährige.
Wann Sophie Krauel in die Saison einsteigt, ist noch unklar. Dass die 6,70-Meter-Springerin bei den Deutschen Meisterschaften am 23. und 24. Juli in Kassel antreten kann, glaubt sie aber nicht: „Ich erwarte von mir, dass ich mindestens die Form für 6,50 Meter habe, wenn ich starte. Und dafür ist die Zeit einfach zu kurz.“ Stattdessen peilt Krauel einige Starts zum Ende der Saison an. Der im vergangenen Jahr verletzte Sprungfuß bereitet der Thüringerin momentan jedenfalls keine Probleme. „Es wäre schön, wenn das klappt. Dann weiß ich, in welcher Form ich in die Olympia-Vorbereitung gehe. Denn ein Start in London ist natürlich mein Ziel für 2012″, schaut sie voraus.
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