Sophie Krauel: „Ich habe oft ans Aufhören gedacht“

Veröffentlicht in: News | 0

Arztpraxen, OP-Säle, Reha-Maßnahmen: Nach drei komplizierten Operationen, bei denen ein Geschwulst am Schienbein entfernt wurde, und dreieinhalb Jahren Pause ist Sophie Krauel zurück auf der großen Leichtathletik-Bühne. Die zweifache Junioren-Europameisterin 2003 (Weitsprung und 100 Meter Hürden) feierte ein beeindruckendes Comeback. Mit 6,49 Metern hat die 22 Jahre alte Athletin 2008 vom TuS Jena schon mehr erreicht, als sie selbst erwartet hatte. Im Interview erzählt die Deutsche Hallenmeisterin 2004 (Bestleistung 6,62 Meter), was sie sich für die Deutschen Meisterschaften in Sindelfingen (23. und Februar) vorgenommen hat und wie sie die dreieinhalb Jahre währende Wettkampfpause gemeistert hat.

Frau Krauel, erinnern Sie sich noch an den 17. Juli 2004?
Ja. Das war der Tag des Weitsprungfinals der Junioren-WM in Grosseto. Mit 6,47 Metern bin ich Zweite geworden.

Und es war Ihr letzter Wettkampf für 1267 Tage. Was haben Sie gefühlt, an was haben Sie gedacht, als Sie am 5. Januar 2008 erstmals wieder starten konnten?
Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Meine Gefühle waren bunt gemischt. Ich war sehr aufgeregt, habe mich natürlich gleichzeitig riesig gefreut. Die lange „Abstinenz“ hat diese Situation aber auch irgendwie unwirklich erscheinen lassen. Natürlich hatte ich auch ein wenig Angst, dass ich mich blamieren und völlig unter Wert verkaufen würde – besonders, da es in den Trainingseinheiten zuvor nicht so gut lief. Aber das war ja nicht der Fall. So war es ein toller Wettkampf.

Haben Sie in den vergangenen dreieinhalb Jahren nie ans Aufhören gedacht. Schließlich haben Sie mit Ihrem Pharmazie-Studium genug zu tun?
Das stimmt allerdings. Das Studium ist unglaublich zeitintensiv, und so kam es mir fast „gelegen“, dass ich zu Beginn des Studiums etwas mehr Zeit hatte, um mich „warmzulaufen“. Aber nur fast: Denn die dreieinhalb Jahre waren auch sehr schwierig. Ich habe nicht nur einmal daran gedacht, alles an den Nagel zu hängen. Es gab viele Momente, in denen die Hoffnung einfach versiegt war, und ich nicht mehr an eine Rückkehr geglaubt habe.

Woher nahmen Sie diese Kraft und diesen unbändigen Willen, um zurückzukehren?
Zum einen aus der Freude am Leistungssport. Es war ein großartiges Gefühl, als ich das erste Mal wieder gesprintet bin, Hürden überquert habe oder in eine Grube springen konnte. Ich habe auch versucht, bei vielen Wettkämpfen zuzuschauen, denn das hat mir immer einen „Kick“ gegeben und mir gezeigt, wo ich wieder hin will. Zum anderen haben so viele Menschen an mich geglaubt. Der DLV hat mich immer wieder in einen Kader berufen, mein Sponsor Burg-Wächter und mein Ausrüster Adidas haben die ganzen schweren Jahre zu mir gehalten, mein Trainer Stefan Poser hat mir immer wieder versichert, dass ich es wieder schaffen kann. Und nicht zuletzt meine Familie, meine Freunde und mein Freund standen die ganze Zeit über hinter mir. Das machte Mut!

Die Hallen-DM wird Ihr erster Auftritt auf der großen Leichtathletik-Bühne seit langer Zeit. Wie sieht Ihre Zielsetzung für Sindelfingen aus?
Ich möchte gern an meine 6,49 Meter aus Chemnitz anknüpfen und wieder in den Bereich 6,40 Meter bis 6,50 Meter springen. Und hoffentlich erwische ich mal mehr als einen gültigen Sprung.

Einschließlich Sindelfingen werden Sie nur vier Wettkämpfe in diesem Winter bestreiten. Nehmen Sie und Ihr Trainer Stefan Poser damit Rücksicht auf Ihre lange Verletzung?
Aufgrund der Verletzung und auch der Studienbelastung sind wir sehr vorsichtig in die Vorbereitungsphase gegangen. Ich habe auf Sparflamme trainiert und habe noch nicht die Kraft und die Ausdauer, sechs oder acht Wettkämpfe durchzustehen. Außerdem merke ich auch, dass im Maximalbereich immer mal wieder kleine Belastungsbeschwerden auftreten. Es ist wichtig, dass ich nach jedem Wettkampf eine ausreichende Erholungszeit einhalte. Deswegen sind die vier Wettkämpfe völlig ausreichend. Ich hatte nach den ersten richtigen Sprüngen einen brutalen Muskelkater. Da springt man freiwillig nicht am nächsten Tag wieder.

Sind denn im Sommer mehr Starts geplant, vielleicht auch im Hürdensprint?
Auch den Sommer wollen wir ruhig angehen. Über die Hürden werde ich aber nicht starten, obwohl es mich schon sehr reizt. Die 100 Meter Hürden sind – so komisch es sich anhören mag – einfach noch zu lang. Aber ich hoffe, dass ich in der nächsten Hallensaison wieder über die Hürden starte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert