Zwei Schauplätze, zwei Erfolge: Gina Lückenkemper (U18-WM in Donetsk) und Gregor Traber (U23-EM in Tampere) haben ihre Vorlaufaufgaben bei den internationalen Saisonhöhepunkt mit Bravour gelöst. Während die Soesterin vor einem möglichen 200-Meter-Endlauf am Samstag in der Ukraine noch im Halbfinale antreten muss, geht es für den Tübinger morgen in Finnland schon um Edelmetall über 110 Meter Hürden.
Auf den letzten 30 Metern legte Gina Lückenkemper den Schongang ein. Die Soesterin hatte sich im 200-Meter-Vorlauf der U18-WM in Donetsk (Ukraine) einen ordentlichen Vorsprung erarbeitet. Da konnte die 16-Jährige am Freitagvormittag beruhigt den Fuß vom Gas nehmen. In 23,74 Sekunden bei 1,6 Metern pro Sekunde Gegenwind zog Lückenkemper trotzdem souverän ins Halbfinale am Samstag (16:45 Uhr deutscher Zeit) ein.
„Der Vorlauf war zum Einrollen. Die Zeit ist für den Morgen und den Wind schon ziemlich gut. Außerdem wollte ich ein paar Körner sparen“, sagte die Schülerin nach gelöster Vorlauf-Aufgabe. Obwohl Lückenkemper mit der viertbesten Vorleistung nach Donetsk gereist war, wird das Halbfinale eine deutlich härtere Nuss. Denn aus den drei Rennen kommen nur die jeweils zwei ersten Läuferinnen sowie zwei zweitschnellste ins Finale am Sonntag (14:05 Uhr deutscher Zeit).
Wie bei internationalen Nachwuchsmeisterschaften üblich, gab es schon in den Vorläufen starke Leistungen. Überraschend ist nur: Nicht eine Sprinterin aus den USA oder der Karibik ist Gold-Anwärterin Nummer eins, sondern eine junge Schwedin. Irene Ekelund sprintete die 200 Meter bei leichtem Gegenwind in 23,02 Sekunden und war damit schneller als alle anderen U18-Läuferinnen in diesem Jahr. Damit lag die 16-Jährige klar in der Bilanz aller Vorläufe vor der Britin Shannon Hylton (23,58 sec) und Ariana Washington (USA; 23,72 sec). Gina Lückenkemper folgt auf Platz fünf. Die zweite deutsche Starterin, Lisa Mayer, sprintete mit 23,85 Sekunden eine neue Bestzeit und steht als Vorlauf-Achte ebenfalls im Halbfinale.
Die Entscheidung über 110 Meter Hürden erhielt schon vor der ersten Runde am Freitagmittag eine folgenschwere Wendung: Top-Favorit Pascal Martinot Lagarde musste auf einen Start bei der U23-EM in Tampere (Finnland) verzichten. Der Franzose zog sich vergangen Woche bei der Diamond League in Paris eine Adduktorenverletzung zu. Exakt in diesem Rennen hatte der 21-Jährige als Zweiter seine Bestzeit auf starke 13,12 Sekunden gesteigert. Er wird wahrscheinlich erst wieder bei der WM in Moskau starten. So war plötzlich Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen) mit 13,49 Sekunden Nummer eins der Meldeliste.
Dieser Stellung wurde der 21-Jährige im Vorlauf vollauf gerecht. Mit der drittbesten Zeit von 13,81 Sekunden bei starken Gegenwind (-2,7 m/sec) stürmte der Student ins Finale am Samstag (19:40 Uhr deutscher Zeit). „Es ging nur darum, in den Endlauf zu kommen. Da meine Form passt, mache ich mir keine Sorgen für Samstag. Wenn ich bei Gegenwind eine solche Zeit laufen kann, geht es bei Windstille noch ein Stück schneller“, sagte Traber.
Im Rennen um die Medaillen schob sich in den Vorläufen ein Weißrusse in den Vordergrund: Aliaksandr Linnik lieferte in 13,76 Sekunden die schnellste Vorlaufzeit ab. Gleichzeitig steigerte der 22-Jährige seine Bestzeit gleich um zwölf Hundertstel. Zwei Hundertstel dahinter folgte der Franzose Simon Krauss. Mit beiden Konkurrenten befindet sich Gregor Traber mindestens auf Augenhöhe. „Ich konzentriere mich auf mein Rennen. Wenn ich einen guten Lauf erwische, haben die andren es schwer“, sagte Traber. Doch im Hürdenlauf kann viel passieren. Noch trennen Gregor Traber zehn ca. 107 Zentimeter hohe Hindernisse von einer möglichen Medaille. Es wäre die erste des zweimaligen Deutschen Hallenmeisters bei einer internationalen Meisterschaft.
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