Nach fast eineinhalb Jahrzehnten im blauen Friedberger Trikot wird Till Helmke ab 2012 in Rot über die Bahn sprinten. Der 27-Jährige hat sich dem TSV Bayer 04 Leverkusen angeschlossen und trainiert schon seit einigen Wochen in der starken Gruppe von Axel Berndt, der unter anderem Aleixo-Platini Menga betreut.
Der Grund für den Wechsel von der LG Ovag Friedberg-Fauerbach an den Rhein ist ein beruflicher: Seit Anfang Oktober studiert Helmke nach seinem BWL-Bachelor-Abschluss in Frankfurt an der Deutschen Sporthochschule Köln (Master Sportökonomie). Eine „Fernbeziehung“ zu seiner langjährigen Trainerin Sieglinde Weber kam für ihn nicht infrage. „Sie hat es verstanden, dass ich mir ein neues Umfeld suchen musste. In Leverkusen habe ich alles, was ich für erfolgreichen Hochleistungssport benötige“, sagte der viertschnellste deutsche 200-Meter-Läufer (20,37 sec) aller Zeiten. Damit ist er sogar eine Hundertstel schneller als Leverkusens Vereinsrekordler Ralf Lübke.
Auch privat hat sich einiges im Leben des Hessen verändert. Am 17. September gab er im Rheingau unter freiem Himmel seiner langjährigen Lebensgefährtin Stephanie Menk das Ja-Wort. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt, sodass Till Helmke weiterhin häufiger in seiner „alten Heimat“ anzutreffen sein wird.
Großen Verdienst an den Erfolgen Helmkes hat Sieglinde Weber. „Ich habe 13 Jahre lang bei ihr trainiert. Sie hat mich zu einem sehr guten Sprinter gemacht“, schaut der 27-Jährige auf eine erfolgreiche Zeit zurück. Schon als A-Schüler ließ er sein Talent aufblitzen. Seine 8,36 Sekunden über 75 Meter bedeuteten 1999 deutsche Bestleistung und wurden nicht mehr übertroffen. Mittlerweile laufen die A-Schüler aber wieder die klassischen 100 Meter. Danach folgten Medaillen bei U20- und U23-Europameisterschaften sowie zwei Olympia- und WM-Teilnahmen.
Nach zwei schwächeren Jahren will der Neu-Rheinländer 2012 wieder international dabei sein. „Kommendes Jahr stehen EM und Olympia an. Ich hoffe, dass ich mich für beide Events empfehlen kann“, gibt der Student die Marschrichtung vor. Die ersten (schnellen) Schritte hat er unter der Anleitung von Axel Berndt in Leverkusen bereits bewältigt. „Ich wurde supernett aufgenommen und freue mich auf die nächsten Aufgaben“, schildert Helmke seine ersten Eindrücke beim neuen Verein. Auch die TSV-Verantwortlichen freuen sich über den Neuzugang. „Till passt sportlich wie menschlich sehr gut zu uns. Außerdem ist es positiv, wenn ein starker Athlet zur Trainingsgruppe stößt“, sagt Paul-Heinz Wellmann, Geschäftsführer der Leverkusener Leichtathleten.
Auch Sieglinde Weber wird ihrem Ex-Schützling weiter die Daumen drücken. „Wir haben uns im Guten getrennt, und Till brauchte einfach einen Tapetenwechsel“, sagt seine langjährige Trainerin. Gleichzeitig gibt sie aber zu, dass es ein komisches Gefühl werden wird, Helmke im roten Trikot sprinten zu sehen. „Schließlich ist es etwas anderes, einen Sportler vom Schüler an bis zu den Olympischen Spielen zu bringen als nur im Männeralter zu trainieren.“
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