
Alles ist angerichtet für die 119. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften am Wochenende im Berliner Olympiastadion. Das Trackteam BURG-WÄCHTER schickt neben Sprint-Ass Gina Lückenkemper drei weitere aussichtsreiche Athleten ins Rennen um Medaillen und Top-Leistungen.
Das 5000-Meter-Rennen der Frauen am Samstagabend (18:20 Uhr) bei der Leichtathletik-DM könnte ein historisches werden. Denn mit Alina Reh (SSV Ulm 1846) und Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) treffen Deutschlands Top-Läuferinnen bei der 119. Leichtathletik-DM im Berliner Olympiastadion erstmals in dieser Freiluftsaison aufeinander. Da beide nicht gerade für taktische Meisterschaftsrennen bekannt sind, dürfte der 14 Jahre alte Meisterschaftsrekord von Sabrina Mockenhaupt (15:09,32 min) am Samstagabend Geschichte sein. Gut möglich, dass sogar der deutsche Rekord von Irina Mikitenko (14:42,03 min) – übrigens aufgestellt an selber Stelle beim ISTAF 1999 – attackiert wird.
Alina Reh peilt Silber mit starker Zeit an
„Für mich geht es eigentlich nur um Platz zwei. Aber ich werde versuchen, so lange wie möglich an Konstanze dranzubleiben“, blickt Alina Reh aufs Rennen voraus. Sie weiß um die Stärke der Konkurrentin. Denn Konstanze Klosterhalfen hatte Ende Juni in Stanford (USA) den deutschen Rekord über 3000 Meter mit 8:20,07 Minuten förmlich pulverisiert und war sogar knapp hinter der Niederländerin Sifan Hassan (8:18,49 min) unter dem alten Europarekord geblieben.
Hat die Leverkusenerin, die beim Oregon-Projekt in den USA trainiert, ihre Form konserviert, ist eine Zeit schneller als der deutsche Rekord nicht unrealistisch. Schon einmal „zog“ Alina Reh ihre Konkurrentin zu einer neuen Bestmarke: Bei der Hallen-DM 2019 in Leipzig führte „Frontrunnerin“ Alina Reh lange Zeit vor der Leverkusenerin. Am Ende standen neue Bestzeiten für beide zu Buche.
Bei der WM wieder 10.000 Meter
So peilt Alina Reh neben DM-Silber eine gute Zeit an. „Das Training verlief zuletzt in St. Moritz richtig gut. Jetzt muss ich nur noch frische Beine bekommen“, sagt Alina Reh, deren Bestzeit bei 15:04,10 Minuten steht. Zusätzliche Motivation ist für die Laichingerin die blaue Rundbahn des Berliner Olympiastadions. Dort lief sie vergangenes Jahr über 10.000 Meter bei der EM überraschend auf Platz vier. Die längste Bahndistanz wird Alina Reh dann wieder bei der WM in Doha (Katar; 29. September bis 6. Oktober) in Angriff nehmen. Über die 25 Runden hatte sie sich Anfang Juni in Essen deutlich auf 31:19,87 Minuten verbessert.
Hinter den beiden deutschen Ausnahmeläuferinnen lauert eine Reihe von Athletinnen auf ihre „Bronze-Chance“. Neben der U23-EM-Zweiten Miriam Dattke (LG Telis Finanz Regensburg; 15:40,61 min) sind das Anna Gehring (ASV Köln; 15:48,02 min) und die spurtstarke Hindernisspezialistin Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald; 16:09,48 min). EM-Starterin Denise Krebs (TSV Bayer 04 Leverkusen) bestreitet nach überstandener Fußverletzung im Olympiastadion ihr Comeback. Übrigens: Doppelmeldungen sind bei dieser DM auf den Mittel- und Langstrecken nicht möglich. Somit kann keine Läuferin auf eine andere Strecke ausweichen.
Amanal Petros von St. Moritz nach Berlin
Bei der EM 2018 in Berlin startete Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) erstmals bei einer großen Meisterschaft. Am Sonntag (16:55 Uhr) kehrt der 23-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften ins Berliner Olympiastadion zurück. Und das als ein schnellerer Athlet als noch vor Jahresfrist. Denn mit 13:22,52 Minuten rangiert der Bielefelder auf Platz drei der Meldeliste. Nur Richard Ringer (LC Rehlingen; 13:14,43 min) und der Deutsch-Amerikaner Sam Parsons (LG Eintracht Frankfurt; 13:22,22 min) waren in diesem Jahr flotter als der Zweite des 10.000-Meter-Europacups.
Unter diesen guten Voraussetzungen ist Amanal Petros‘ Ziel klar: „Ich möchte eine Medaille gewinnen.“ Allerdings weiß der Langstreckler natürlich nur zu genau, dass Meisterschaftsrennen ihre eigenen Gesetze haben. Denn wird es langsam, wittern spurtstarke Athleten ihre Chance. Beispielsweise die endschnellen Florian Orth (LG Telis Finanz Regensburg; 13:34,16 min) und Marcel Fehr (SG Schorndorf; 13:43,67 min). Ebenfalls gemeldet ist Titelverteidiger Sebastian Hendel (LG Vogtland), der 2019 aber noch kein 5000-Meter-Rennen absolviert hat.
Trackteam-Läufer fit für die DM
Amanal Petros reist direkt am Freitag aus dem Höhentrainingslager in St. Moritz nach Berlin. In den Schweizer Bergen hat er zuletzt viele Kilometer abgespult, um sich nach seinem starken Rennen in Heusden, als er seine Bestzeit um zwölf Sekunden auf 13:22,52 Minuten steigern konnte, in DM-Form zu bringen. „Es waren richtig gute Einheiten dabei. Ich bin auf jeden Fall fit für die DM“, blickt der Langstreckler voraus. Auch die um die Winzigkeit von zwei Hundertstel verpasste WM-Norm ist abgehakt.
In Berlin rechnet Amanal Petros mit einem zunächst taktischen Rennen und sehr schnellen letzten 1000 bis 1500 Metern. Schließlich ist mit Sam Parsons ein Athlet dabei, der in diesem Jahr die 1500 Meter bereits in 3:37,46 Minuten gelaufen ist und mit seiner Grundschnelligkeit der Konkurrenz wohl überlegen ist. Auf einen kurzen Spurt will sich daher wahrscheinlich kein Konkurrent einlassen wollen. „Richard Ringer ist für mich trotzdem der Favorit. Ich bin gespannt, wie er reagieren wird“, sagt der Schützling von Tono Kirschbaum. Möglicherweise erhält Amanal Petros auch Unterstützung von seinen Teamkollegen. Denn über die 5000 Meter gehen noch vier weitere „Blauhemden“ an den Start. „Es wird gebremste Teamarbeit“, so der Wattenscheider Julius Scherr. Bereit für die Deutschen Meisterschaften – egal ob in einem schnellen und taktischen Rennen – ist Amanal Petros in jedem Fall.
Tom Meier trifft auf die Besten der Welt
DM-Premiere – und das gleich im Olympiastadion gegen die Besten der Welt: Am Sonntagabend (17:20 Uhr) ist das Berliner Olympiastadion fest in der Hand der Speerwerfer. Denn mit Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena), Weltmeister Johannes Vetter (LG Offenburg) und Diamond League Sieger Andreas Hofmann (MTG Mannheim) sowie Aufsteiger Bernhard Seifert (SC Potsdam) und Olympia-Finalist Julian Weber (USC Mainz) treffen fünf Weltklasse-Athleten aufeinander. Mit dabei in diesem erlesenen Feld ist auch Tom Meier (LC Jena). Der 22-Jährige hat sich in diesem Jahr auf 73,19 Meter verbessert und rangiert bei seiner ersten DM in der Männerklasse knapp 15 Meter hinter den Top-Werfern auf Platz zwölf der Meldeliste.
„Mein erstes Ziel ist es, die Deutschen Meisterschaften zu genießen und bei der Atmosphäre im Olympiastadion nicht unterzugehen“, sagt der Deutsche U23-Meister. Denn vor so einer Kulisse – erwartet werden ca. 20.000 bis 25.000 Zuschauer – hat der Medizinstudent noch nie geworfen. „Zweites Ziel ist es, sechs Würfe zu haben“, betont Tom Meier. Dafür müsste er nach dem Vorkampf aus den ersten drei Versuchen unter den besten acht Werfern rangieren. „Zwischen 73 und 75 Meter sind dafür nötig. Das Training lief zuletzt gut und ich traue mir diese Weite zu“, sagt Tom Meier. Der 22-Jährige hatte nach dem Titelgewinn bei der U23-DM Mitte Juni noch einmal einen längeren Trainingsblock eingeschoben. Diese neu aufgebaute Form soll ihm im Berliner Olympiastadion zu einer neuen Bestleistung und sechs Versuchen verhelfen.
Kornelia
Freue mich sehr auf alle Rennen. Konstanze ist natürlich klasse, aber ich drücke Alina ganz fest die Daumen. Sie hat so eine tolle Saison!