Ein goldener Samstag fürs Trackteam Burg-Wächter in Eskilstuna (Schweden): Bei den U20-Europameisterschaften holte erst Gina Lückenkemper (LAZ Soest) in 22,41 Sekunden (+2,6 m/sec) den Titel über 200 Meter, dann legte Alina Reh (TSV Erbach) nur rund eine halbe Stunde später über 3000 Meter in 9:12,29 Minuten das zweite Gold nach.
Ein kurzes Lächeln und ein schneller Gruß mit der rechten Hand in die Kamera, dann wurde es für Gina Lückenkemper am Samstagabend in Eskilstuna ernst: Das 200-Meter-Finale der U20-EM stand für die Sprinterin des LAZ Soest bevor. Es endete für Gina Lückenkemper als wahrer Triumphlauf. Nach 22,41 Sekunden stoppten die Uhren – eine Weltklassezeit für eine U20-Athletin trotz des mit 2,6 Metern pro Sekunde etwas zu heftigen Rückenwinds. „Ich habe Gold. Unglaublich!“, jubelte die Schülerin nach den schnellsten 200 Metern ihres Lebens. Umgerechnet auf einen für Bestenlisten und Normen gültigen Rückenwind von maximal 2,0 Metern pro Sekunde wäre die 18-Jährige vielleicht zwei Zehntel langsamer gewesen. Die WM-Norm für Peking (China; 22. bis 30. August) von 22,90 Sekunden hätte sie damit locker unterboten. Doch alle Rechnerei nützt nichts: Die Eskilstuna-Zeit zählt nicht als Norm und auch nicht für die Bestenliste.
Nach einem guten Kurvenlauf spielte Lückenkemper ihre überragende Sprintausdauer auf der Zielgeraden aus und rannte der starken Konkurrenz auf und davon. Im Ziel lag sie klar vor der Britin Shannon Hylton (22,73 sec) und der Französin Maroussia Pare (23,05 sec). Was folgte war Jubel pur. „Es ist der Titel. Wahnsinn. Aber ich habe mit Eskilstuna noch nicht abgeschlossen“, sagte die Soesterin
Damit spielt Gina Lückenkemper auf die 4×100-Meter-Staffel am abschließenden EM-Tag an. Am Sonntag stehen Vor- und Endlauf auf dem Programm. Angeführt von der Soesterin und der 100-Meter-Zweiten Lisa Mayer ist das deutsche Quartett Gold-Kandidat. „Jetzt heißt es: runterkommen und volle Konzentration auf den Sonntag“. Doch einer Sache kann man sich sicher sein: Das ein oder andere Mal wird Gina Lückenkemper sicherlich am Samstagabend noch an ihren goldenen Traumlauf von Eskilstuna gedacht haben.
Von Beginn an die Spitze übernehmen und aufs Tempo drücken: Diese Taktik kennt man von Alina Reh. Doch am Samstag bei der U20-EM in Eskilstuna entschied sich die Langstrecklerin vom TSV Erbach über 3000 Meter für eine andere Variante. Sie wartete einen Kilometer lang ab und beschleunigte auf den letzten fünf Runden. Eine Läuferin nach der anderen musste sich dem Tempodiktat der 18-Jährigen geschlagen geben. In 9:12,29 Minuten lief Deutschlands „Jugend-Leichtathletin des Jahres“ souverän vor der Spanierin Celia Anton (9:16,36 min) und Anna Emilie Möller (Dänemark; 9:17,36 min) ins Ziel. Für Alina Reh war die Goldmedaille ihr erster großer Titel. 2014 war sie über diese Strecke schon Zweit der Olympischen Jugendspiele geworden.
„Es war richtig windig im Stadion. Darum wollte ich nicht gleich die Spitze übernehmen“, sagte Reh. Da sie aber nicht den besten Endspurt besitzt, musste sie frühzeitig aufs Tempo drücken. „Nach 3:09 Minuten für den ersten Kilometer musste ich Gas geben. Denn in diese Zeiten können ja fast alle im Feld laufen“, sagte Reh. Den zweiten und dritten Kilometer legte sie in etwa 3:01 Minuten zurück und stürmte jubelnd ins Ziel.
Eine große Goldparty gab es am Samstagabend in Eskilstuna trotzdem nicht: Denn am Sonntag wagt Alina Reh das Langstrecken-Doppel. Um 17:55 Uhr fällt der Startschuss für die 5000 Meter. „Ich hoffe, dass ich mich gut erhole und morgen gute Beine habe“, sagte die Abiturientin. Nach ihrem Gold-Coup über 3000 Meter wird die Konkurrenz auf der längsten Laufstrecke für U20-Juniorinnen in Eskilstuna vor der Tempohärte des deutschen Lauftalents gewarnt sein.
Mit 69,75 Metern als Bestleistung hatte Speerwerfer Tom Meier (LC Jena) die Reise zur U20-EM in Eskilstuna angetreten. Über 71,73 Meter in der Qualifikation am Donnerstag steigerte der 18-Jährige diese Marke auf stake 73,15 Meter im Finale am Samstag. Genau zum Saisonhöhepunkt war der Deutsche U18-Meister in Top-Form! „Das war ein unglaublicher Wettkampf, ein unglaubliches Finale. Ich bin immer noch sprachlos. Fast hätte es sogar für weitere drei Würfe gereicht“, jubelte der Schüler über seinen starken Auftritt.
Einziger Wermutstropfen: Mit seinen 73,15 Metern aus dem dritten Durchgang des Finals verpasste Meier den Endkampf der besten acht Werfer um einen Rang. Allerdings hatte der achtplatzierte Russe Vladislav Panasenkov fast einen Meter weiter als der LC-Athlet geworfen. Es war also keine ganz knappe Entscheidung. Was viel wichtiger war: Mit seinen Weiten von Eskilstuna hat Tom Meier einen regelrechten Leistungssprung hingelegt. Zudem darf er auch noch kommendes Jahr in der U20-Jugendklasse antreten. Das kann der neue Europameister nicht mehr. Matija Muhar setzte sich mit dem neuen slowenischen Jugendrekord von 79,20 Metern vor dem Schweden Simon Litzell (78,34 m) und Edis Matesuvicius (Litauen; 77,48 m) durch.
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