Sie ballte die Fäuste und schrie ihre Freude heraus: Als die Ziffernfolge 6,76 auf der Anzeigetafel in Tampere aufleuchtete, gab es für Lena Malkus (SC Preußen Münster) kein Halten mehr: Gold bei der U23-EM, Bestleistung, WM-Norm! Die Weitspringerin konnte ihr Glück kaum fassen: „Ich wusste, dass ich super in Form bin. Aber dass es mit der WM-Norm noch klappen würde, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte mehr mit einer Weite um 6,60 Meter gerechnet“, jubelte Malkus eingehüllt in die deutsche Fahne.
Die 19-Jährige lieferte am Sonntag mal wieder im finalen sechsten Durchgang ihre Bestleistung ab. So wie bei den U20-Weltmeisterschaften 2012 in Barcelona, als sie aus scheinbar aussichtsloser Position noch zu Silber sprang. Oder wie bei der Hallen-DM 2012, als sie bei den Frauen ebenfalls Zweite wurde. Der sechste Versuch hätte den Namen „Malkus-Durchgang“ längst verdient.
Die Psychologie-Studentin war selbstbewusst und voller Vorfreude ins Finale gegangen. Schließlich hatte sie vor vier Jahren im selben Stadion ihren ersten internationalen Titel gewonnen: bei den Europäischen Jugendspielen mit 6,33 Metern. „Ich habe mich hier gleich wieder wohlgefühlt und an meine eine Chance geglaubt“, jubelte die 19-Jährige nach ihrem Gold-Coup. Nach dem Sieg 2009 in Tampere, Gold bei den Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur sowie bei der U20-EM 2011 in Tallinn (Estland) und Silber bei der U20-WM 2012 ist es ihre fünfte internationale Medaille in Folge. Davon die vier in Gold.
„Wie war eigentlich der Wind?“, fragte Lena Malkus in der Mixed Zone. Darauf hatte sie gar nicht geachtet. Plus 2,0 Meter pro Sekunde zeigte der Windmesser. Und damit exakt den gerade noch gültigen Wert, damit die Leistung in den Bestenlisten auftaucht. Aber was noch viel wichtiger ist: So zählt Malkus‘ Leistung als Norm für die Weltmeisterschaften in Moskau. Mitte August wird die Münsteranerin ihre ersten internationalen Meisterschaften in der Frauen-Klasse erleben. Und dann gleich eine Weltmeisterschaft!
Hinter Lena Malkus gingen die weiteren Medaillen an Krystyna Hryshutyna (Ukraine, 6,61 m) und die niederländische Siebenkämpferin und 100-Meter-Siegerin Dafne Schippers (6,59 m). Bis zum finalen Sprung – alle sechs Versuche lagen übrigens zwischen 6,45 und 6,76 Meter – hatte Malkus mit 6,55 Metern „nur“ auf Bronze-Kurs gelegen. Doch das Energiebündel aus Münster darf man nie vor dem sechsten Versuch abschreiben.
In ihrem ersten großen Finale ist Gina Lückenkemper (LAZ Soest) auf Platz fünf gestürmt. Bei den U18-Weltmeisterschaften in Donetsk (Ukraine) musste die 16-Jährige über 200 Meter nur einem Quartett den Vortritt lassen. In 23,53 Sekunden lief sie zudem die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere nach den 23,35 Sekunden von Mannheim.
„Natürlich würde man gern eine Medaille holen, wenn man im Finale steht. Doch ich bin mehr als zufrieden mit Platz fünf“, sagte die Schülerin. Denn in Donetsk traf Lückenkemper auf pfeilschnelle Konkurrenz. Die neue Weltmeisterin Irene Ekelund stellte mit 22,92 Sekunden sogar einen neuen Meisterschaftsrekord auf. Damit war die Schwedin genauso schnell wie die Siegerin bei den parallel ausgetragenen U23-Europameisterschaften. Silber ging in Donetsk etwas überraschend an Angela Tenorio (Ekuador; 23,13 sec). Vor Gina Lückenkemper lief nur noch das starke US-Duo Ariana Washington (23,20 sec) und Hannah Cunliffe (23,44 sec) ins Ziel. Die zweite deutsche Starterin, Lisa Mayer, wurde mit 24,17 Sekunden Siebte.
Absolute Optimisten hatten eventuell mit einer WM-Medaille für Gina Lückenkemper geliebäugelt. Dabei sollte man nicht vergessen, dass sich die Schülerin in diesem Jahr über 200 Meter um mehr als sechs Zehntelsekunden und über 100 Meter um fast vier Zehntel gesteigert hat. Eine Entwicklung, die Freude auf die nächsten Sprint-Jahre macht. Denn eins ist klar: Vor Gina Lückenkemper liegen noch einige Starts bei großen Meisterschaften.
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