Lena Malkus ist die deutsche Weitsprung-Aufsteigerin des vergangenen Jahres. Mit 6,70 und 6,69 Metern sprang sie gleich zweimal WM-B-Norm. Auf einen möglichen Start in Daegu verzichtete die 18-Jährige allerdings. Wie 2011 (Gold bei der U20-EM in Tallinn) stehen für die 1,80 Meter große Springerin auch in diesem Jahr die Jugend-Wettkämpfe mit der U20-WM in Barcelona im Fokus. Doch auch ein Start bei den Olympischen Spielen in London scheint nicht ganz ausgeschlossen. Dafür müsste die Schülerin ihre Bestleistung um fünf Zentimeter auf 6,75 Meter steigern. Im Interview spricht die Weitspringerin über ihre Stärken und Schwächen, ihre beruflichen Ziele nach dem Abitur und die Olympia-Erfahrungen ihrer Mutter.
Lena Malkus, Sie stecken mitten im Abitur. Darf man schon gratulieren?
Leider noch nicht, in dieser Woche habe ich die Abitur-Klausur in Deutsch geschrieben, kommende Woche folgen Mathe und Biologie. Die mündliche Prüfung in Erdkunde steht erst Anfang Mai an, sodass es dazwischen noch ins Trainingslager nach Teneriffa geht.
Wie geht es nach dem Abitur weiter?
Ich würde gern Psychologie studieren, am liebsten in meiner Heimatstadt Münster. Dort ist mein Verein und ich lebe schon seit drei Jahren dort im Internat. Und natürlich ist Münster gerade für Studenten eine sehr lebenswerte Stadt.
Zum Sport: Ihre Hallensaison war sehr kurz. Woran lag’s?
Ich bin Ende Januar eine Treppe hinuntergefallen und hatte danach Rückenprobleme. Es war eine Prellung, die speziell die Sprinttechnik massiv beeinflusst hat. Da war an Weitsprung-Starts nicht zu denken.
Bei der Hallen-DM in Karlsruhe lief es dann wieder. Sie haben als Jugendliche mit 6,44 Metern Silber gewonnen. War das für Sie eine Überraschung?
Natürlich, durch die Pause war ich ziemlich verunsichert, wo ich stehe. Es wäre ja auch fast in die Hose gegangen. Nur mit einem Zentimeter Vorsprung habe ich mich ins Finale gerettet. Damit hatten meine Trainerin und ich gar nicht mehr gerechnet. Zum Glück habe ich den sechsten Versuch dann richtig gut erwischt.
Wie sieht Ihr Wettkampf-Fahrplan für den Sommer aus?
Der Fokus liegt ganz klar auf der U20-WM in Barcelona. Um eine gute Rolle zu spielen, muss ich mich zwischen 6,40 und 6,50 Metern stabilisieren. Dann ist auch ein Ausreißer nach oben möglich. Die erste Chance dafür habe ich am 20. Mai in Garbsen.
Sie sind 2010 Jugend-Olympiasiegerin und vergangenes Jahr U20-Europameisterin geworden. Ist der Druck gewachsen, in Barcelona unbedingt eine Medaille gewinnen zu müssen?
Ja, auf jeden Fall ist der Druck gestiegen. Es ist für manche schon selbstverständlich, dass ich in Barcelona gut abschneide. Dabei muss ich mir erst einmal einen der beiden Startplätze sichern. Das ist gar nicht einfach, denn die Konkurrenz ist groß. So war ich mit 6,44 Metern im Winter nicht einmal beste Jugendliche in Deutschland.
Sie haben oft Anlaufprobleme und kommen selten optimal zum Brett. Woran liegt das?
Der Anlauf ist wirklich nicht meine Stärke, obwohl wir schon intensiv daran arbeiten. Meistens wird es besser, je mehr Wettkämpfe ich bestreite. Dadurch kommt Konstanz in meine Sprünge, speziell wenn in den letzten Versuchen die Spannung steigt.
Welche Stärken bringen Sie mit?
Gute Nerven und einen starken sechsten Versuch. Wenn es darauf ankommt, kann ich fast immer meine Leistung abrufen. Die Konkurrenz muss also bis zum Schluss mit mir rechnen. Außerdem bin ich sehr schnell. Das Tempo am Brett macht weite Sprünge erst möglich.
Die Weitsprung-Karriere war bei Ihnen nicht vorgezeichnet. Eigentlich hätten Sie ja Volleyballerin werden müssen …
… das denken viele. Aber nur weil meine Mutter Nationalspielerin war, muss ich nicht automatisch in ihre Fußstapfen treten. Ab und zu spielen wir mit Freunden oder der Familie im Garten, im Verein war ich aber nie. Meine Mutter hat mir aber bestimmt die enorme Sprungkraft einer Volleyballerin vererbt.
Ihre Mutter Ruth Holzhausen-Malkus war 1984 sogar bei den Olympischen Spielen in Los Angeles dabei. Liebäugeln Sie auch ein wenig mit einem Start bei den Spielen in London?
Sie hat natürlich schon viel von Olympia erzählt. Als 2004 die Olympischen Spiele von Athen im Fernsehen liefen, habe ich erst begriffen, dass meine Mutter ebenfalls bei diesem einmaligen Ereignis dabei war. In London zu starten, wäre natürlich das i-Tüpfelchen aufs Jahr 2012. Die Konzentration liegt aber ganz klar auf den Jugend-Wettkämpfen.
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