Hoch gepokert und verloren: Für Raphael Holzdeppe endete die „Mission Titelverteidigung“ bei den U23-Europameisterschafen in Ostrava (Tschechien) auf einem enttäuschenden sechsten Platz. Der Stabhochspringer überquerte seine Anfangshöhe von 5,50 Metern ohne Probleme, scheiterte danach aber jeweils einmal an 5,65, 5,70 und 5,75 Metern. Der 21-Jährige wählte diese „Poker-Taktik“, um die Konkurrenz, die vorgelegt hatte, noch vom obersten Podest zu stoßen. Es misslang. „Heute lief nichts zusammen, ich bin einfach nicht in den Wettkampf gekommen“, sagte der sichtlich niedergeschlagene U20-Weltrekordler.
Auch das zweite deutsche Stabhochsprung-Ass stach nicht. Doch immerhin blieb dem Dormagener Karsten Dilla mit 5,60 Metern Silber. Sein Versuch über 5,75 Meter war noch enger als der von Raphael Holzdeppe. Bronze sicherte sich mit Bestleistung von 5,55 Metern der Russe Dmitriy Zhelyabin. Beide konnten aber an diesem Abend Pawel Wojchiekowski nicht gefährden. Der Pole überflog 5,70 Meter im ersten Anlauf und hatte so das deutsche Duo unter Druck gesetzt. Erst die neue polnische Rekordhöhe von 5,85 Metern war für ihn zu hoch.
Nun heißt es für Raphael Holzdeppe, die nächsten sportlichen Herausforderungen in Angriff zu nehmen. Die warten schon in Form der Deutschen Meisterschaften in Kassel am kommenden Wochenende auf den Stab-Artisten. Im Auestadion muss er sich der starken nationalen Konkurrenz stellen und seine Anwartschaft auf ein Ticket für die WM in Daegu (Südkorea; 27. August bis 4. September) untermauern. Bisher hat neben ihm nur der Münchner Malte Mohr die WM-Norm von 5,72 Metern gemeistert. WM-Aspiranten gibt es aber deutlich mehr. Nicht zuletzt Karsten Dilla, der seine gute Form in Ostrava unterstreichen konnte.
Ohne Mühe hat Niklas Zender (LG Eintracht Frankfurt) mit der deutschen 4×400-Meter-Staffel das Finale der U23-EM in Ostrava (Tschechien) erreicht. Das DLV-Quartett lieferte als Vorlaufschnellster bei sommerlichen Temperaturen im „City Stadion“ starke 3:05,69 Minuten ab. Dahinter kamen Polen (3:05,96 min) und Großbritannien (3:06,77 min) auf die Plätze zwei und drei. „Das war zum Ende noch locker und kontrolliert. Ich denke, dass ich im Finale noch ein Stück schneller kann“, bewerte Zender den Vorlauf.
Trotz Vorlauf-Bestzeit ist die deutsche Staffel im Finale am Sonntag (19:05 Uhr) jedoch keinesfalls Gold-Favorit. Denn sowohl die Briten als auch die Russen schonten ihre besten Läufer. Aber auch das DLV-Quartett könnte umgebaut werden, da mit 400-Meter-Hürden-Finalist David Gollnow der jahresschnellste deutsche Viertelmeiler im Vorlauf nicht eingesetzt wurde. Auch Niklas Zender könnte sich im Finale auf einer anderen Position wiederfinden. Gut möglich, dass der ausdauerstarke Hesse im Rennen um die Medaillen von der dritten auf die taktisch wichtige zweite Position rutscht. Denn dort ziehen die Läufer nach 500 Metern aus den Bahnen nach innen.
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